Borussia Mönchengladbach hat das Testspiel gegen Holstein Kiel mit 1:0 gewonnen. fussball.news nennt drei Erkenntnisse, die sichtbar wurden.
Rottach-Egern/Mönchengladbach – Nach zwei intensiven Trainingstagen lieferte sich Borussia Mönchengladbach am Montagabend im Stadion am Birkenmoos ein ebenso intensives Testspiel gegen Bundesliga-Neuling Holstein Kiel.
Ranos beschert Gladbach den Sieg im Test
Die Störche wurden von Cheftrainer Marcel Rapp über 90 Minuten angetrieben, spielten mutigen Fußball mit offensivem Pressing und stellten Borussia in der ersten Halbzeit durchaus vor Probleme. Nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, in der beide Mannschaften die komplette Elf ausgewechselt haben, besiegelte Grant-Leon Ranos in der 73. Minute den 1:0-Erfolg. Während der 90 Minuten sind insbesondere drei Punkte aufgefallen.
Gladbach verteidigt aktiv, doch der Offensivmotor stockt
Nach den beiden ersten Testspielen gegen Wegberg-Beeck und Fortuna Sittard bemängelten Fans in den sozialen Netzwerken die Passivität, welche das Spiel der Fohlen-Elf in manchen Phasen ausgezeichnet hat. Gegen Kiel agierte Gladbach hingegen über 90 Minuten mit hoher Aktivität und Intensität, bemühte sich früh um Balleroberungen und ging durchaus Risiko ein.
„Wir haben versucht, den Gegner in viele Mann-gegen-Mann-Situationen zu verwickeln, um an unserer Zweikampfstärke zu arbeiten“, sagte Trainer Gerardo Seoane in einer Medienrunde nach dem Schlusspfiff, an der auch fussball.news teilgenommen hat.
In Halbzeit eins mussten sich die Innenverteidiger Ko Itakura und Fabio Chiarodia in vielen direkten Duellen auf der letzten Linie behaupten, auf der Borussia vergangene Saison phasenweise zu viel Personal abstellte. „Es war eine etwas aggressivere Vorgehensweise heute, das soll eine Variante sein für die Zukunft“, so Seoane.
Gleichwohl bot Gladbach in der ersten Halbzeit einen zähen Offensivvortrag. Vereinzelt sorgten Alassane Pléa oder Franck Honorat für Gefahr, brenzlig wurde es aber kaum. „Es ist uns in der ersten Halbzeit durch technische Unsauberkeiten nicht gelungen, uns durchzuspielen“, bemängelte Seoane die Fehleranfälligkeit in der gegnerischen Hälfte. Allen voran Mittelstürmer Tim Kleindienst war kaum ins Spiel eingebunden und hing regelrecht in der Luft.
Als Mutmacher dient indes das Tor von Ranos, welches aus einem Konter nach einem Kieler Eckball resultierte. „Es war eine Situation, in der wir unter Druck im Spielaufbau uns lösen können. Das ist ein wichtiger Punkt, dass man es schafft, kontrolliert aus dieser Situation zu kommen und die Räume zu nutzen“, sagte Seoane.
Gladbach bleibt flexibel
In der vergangenen Saison veränderte Seoane seine Grundformation in aller Regelmäßigkeit, ließ im fast wöchentlich abwechselnden Rhythmus mit einer Dreier- und einer Viererkette spielen, die häufig auch während der Spiele modifiziert wurde. Nach dem Trainingsstart hatte der Schweizer gegenüber der Rheinischen Post erläutert, verstärkt auf die Viererkette setzen zu wollen – die Flexibilität bleibt dennoch erhalten.
Während Gladbach in den ersten 45 Minuten in einem klaren 4-2-3-1 spielte, agierte die Fohlen-Elf nach dem Seiten- und Personalwechsel bei eigenem Ballbesitz in einer Art 3-4-3. Julian Weigl rückte zwischen die Innenverteidiger Marvin Friedrich und Christoph Kramer. Florian Neuhaus agierte mit Philipp Sander im Zentrum, wich aber häufig auf links aus, um Kramer eine ballnahe Anspielstation zu bieten. Linksverteidiger Lukas Ullrich schob weit nach vorne, Ranos rückte vom linken Flügel in den Halbraum. Rechtsverteidiger Joe Scally agierte auf Höhe des Mittelfelds, Nathan Ngoumou suchte rechts die Tiefe und Tomáš Čvančara agierte in der Spitze.
Festgefahren waren die Spieler in ihren Rollen aber keineswegs. So rückte Ranos später ins Sturmzentrum, Ngoumou auf den linken Flügel und Čvančara auf die rechte Außenbahn. Seoane experimentiert viel, um die bestmögliche Komposition zu finden, was langfristig zu mehr Beständigkeit führen soll.
Kramer schaltet „Radio Müller“ an
Am Montag erläuterte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus, Borussia forciere keinen Abschied von Christoph Kramer, der angesichts des großen Konkurrenzkampfes selber über seine Zukunft zu entscheiden habe. Sollte der Routinier den Verein verlassen - was gegenwärtig unwahrscheinlich wirkt - verlöre der Kader einen absoluten Kommunikator.
Während in der ersten Halbzeit Jonas Omlin viele Kommandos gab, übernahm Kramer in Durchgang zwei die Rolle des Koordinators. Ob Lob für Youngster Ullrich, angedeutete Laufwege für Čvančara oder generelle Anweisungen wie „drei auf drei“, Kramer ging in jeder Phase seines Einsatzes voran.
Ein solcher Lautsprecher kann auch außerhalb des Platzes von wichtiger Bedeutung sein, weshalb Thomas Müller beispielsweise für den EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft nominiert wurde. Der 34-Jährige agierte als verlängerte Arm von Bundestrainer Julian Nagelsmann, dirigierte zudem in seiner unnachahmlichen Art die Mannschaftskollegen bei seinen Joker-Einsätzen. Kramer kann eine ähnliche Rolle einnehmen und auf diese Weise jungen Spielern wie Rocco Reitz dabei helfen, zu Führungsfiguren zu reifen.