Christoph Kramer hat angedeutet, seinen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach zu erfüllen. Die Haltung des Mittelfeldspielers ist nachvollziehbar.
Mönchengladbach – Vor wenigen Wochen war noch von einer vorzeitigen Trennung zwischen Borussia Mönchengladbach und Christoph Kramer auszugehen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben beide Parteien über eine Auflösung des bis zum 30. Juni 2025 gültigen Vertrags gesprochen, die Verhandlungen seien allerdings ins Stocken geraten.
Kramer strebt keinen Abschied „durch die Hintertür“ an
Aus sportlicher und finanzieller Perspektive erscheint eine Trennung für den Verein sinnhaft, weil Kramer laut Sport Bild ein Gehalt von bis zu drei Millionen Euro pro Jahr beziehen soll und unter Gerardo Seoane keine Rolle spielt. Der Routinier absolvierte in der vergangenen Saison 14 Bundesliga-Einsätze über 250 Minuten, hinzu kamen zwei Einsätze im DFB-Pokal (107 Minuten). Im Podcast „Phrasenmäher“ der Bild-Zeitung hat Kramer jedoch einen Verbleib angedeutet.
„Ich habe noch ein Jahr Vertrag. Borussia Mönchengladbach ist mein Verein. Es würde sich komisch anfühlen, durch die Hintertür zu verschwinden“, sagte der 33-Jährige und betonte, man werde ihn „wahrscheinlich“ noch einmal für die Fohlen-Elf spielen sehen. Fliehen werde er vor dem Konkurrenzkampf jedenfalls nicht: „Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben kein Stammspieler, das fühlt sich auch komisch an. Aber wenn das mit 33 Jahren so ist, dann muss ich mich dem ja auch stellen.“
Damit hat Kramer, der während der Europameisterschaft erneut als Experte für das ZDF tätig ist, gewichtige Argumente auf seiner Seite. Während langjährige Mannschaftskameraden wie Lars Stindl, Patrick Herrmann, Tony Jantschke oder Martin Stranzl durch das große Tor gingen, hätte Kramer einen stillen Abschied in der Sommerpause erlebt. Trotz aller sportlichen Gründe in Bezug auf die abgelaufene Saison hätte dieser Abgang einen faden Beigeschmack gehabt.
Kramer ist ein verdienter Spieler von Borussia Mönchengladbach
Während der zweijährigen Leihe von 2013 bis 2015 spielte sich Kramer in der Fohlen-Elf fest und avancierte rasch zum Publikumsliebling. Mit der späten Kadernominierung für die Weltmeisterschaft 2014, dem Startelfeinsatz im Finale gegen Argentinien und dem Titelgewinn war Kramer ein Aushängeschild des Vereins.
Seit der Rückkehr im Sommer 2016 lebt Kramer eine hohe Identifikation vor, absolvierte insgesamt 288 Pflichtspiele. Damit liegt Kramer vor früheren Leistungsträgern wie Raffael (201 Spiele), Jonas Hofmann (214) oder Stindl (271) den 25. Platz in der Liste der Rekordspieler. In seiner Generation wird der Routinier nur von Tony Jantschke (302), Nico Elvedi (303), Oscar Wendt (305), Yann Sommer (335) und Herrmann (420) übertroffen.
Kramer ist ein überaus verdienter Spieler, der sich stets in den Dienst der Mannschaft gestellt und im Laufe der vergangenen Jahre stets zum Verein bekannt hat. Insbesondere nach dem Karriereende von Jantschke und Herrmann ist Kramer in der Kabine ein wichtiger Faktor, um die Identifikation gegenüber den Mitspielern vorzuleben.
Bleibt Kramer Borussia erhalten?
Bei einem Abschied durch die Hintertür hätte ein Engagement innerhalb des Klubs nach dem Ende der Spielerkarriere zudem unwahrscheinlich gewirkt. Zwar ist unklar, ob und in welcher Funktion Kramer dem Fußball erhalten bleiben wird, doch mit einem Karriereende in Mönchengladbach erschiene eine Integration in den Trainerbereich oder die Geschäftsstelle vorstellbar. Somit könnte Kramer auch nach dem Karriereende eine wichtige Rolle bei Borussia einnehmen, denn in Krisenzeiten hat er mehrfach unter Beweis gestellt, den Finger in die Wunde zu legen - und daran mangelt es bei den Fohlen hin und wieder in der öffentlichen Kommunikation.