„Absurd“: Kritik an DFB im Fall Özil - und Lobeshymne auf den zurückgetretenen Star

Mesut Özil ist aus dem Nationalteam zurückgetreten.
 ©AFP / ODD ANDERSEN

Das Thema Mesut Özil schwelt weiter. Während der zurückgetretene Nationalspieler großes Lob bekommt, hat der DFL-Boss große Sorgen.

Berlin - Für Nordrhein-Westfa

lens Ministerpräsident Armin Laschet ist der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Özil immer noch ein Vorbild: „Was Mesut Özil erreicht hat, ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte! Er hat sich aus einem Gelsenkirchener Stadtteil durch sein enormes Talent hochgearbeitet, war der erste Weltklassespieler, der trotz türkischer Wurzeln sich nicht für die türkische, sondern für die deutsche Nationalmannschaft entschied. Dafür ist er zu Beginn von Türken ausgepfiffen worden. Das haben viele vergessen!“, sagte der 57-jährige.

Das Foto von Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor der Fußball-WM bezeichnete der CDU-Politiker als einen „Fehler, ohne jeden Zweifel. Aber dass dem DFB drei Wochen nach der Niederlage gegen Südkorea einfällt, dass es ja ein Foto mit Erdogan gab, ist eine absurde sportliche Analyse des WM-Ausscheidens“, sagte Laschet. Er sehe die sportliche Karriere von Mesut Özil „immer noch als vorbildlich an“.

Rauball: Aufarbeitung der Affäre Mesut Özil schwierig

Für Reinhard

Rauball, den Präsidenten der Deutschen Fußball Liga ist die Aufarbeitung der Affäre um Mesut Özil „erheblich komplizierter als die sportliche Aufarbeitung“ nach dem WM-Aus. „Die Thematik hat eine Größenordnung erreicht, die beispiellos ist. Selbst der Bundesligaskandal Anfang der 70er-Jahre hat nicht solche Wellen geschlagen“, sagte der 71-Jährige im Interview der „Bild am Sonntag“. „Der Bundespräsident war eingeschaltet gewesen, die Kanzlerin hat sich geäußert, der Außenminister, der Innenminister, der Bundestagspräsident, der türkische Präsident etc.“, sagte Rauball. Diese Dinge auch im gesellschaftspolitischen Bereich wieder einzufangen, sei nicht einfach.

Rauball fordert hauptamtliche DFB-Führung

Rauball hat zudem die Forderungen nach einer Reform der Führungsstruktur im deutschen Fußball erneuert. „Wir brauchen - auch im Sinne der Basis - professionelle Strukturen an der DFB-Spitze“, sagte der 71-Jährige im Interview der „Bild am Sonntag“. „Wir benötigen eine klare Managementstruktur mit einem hauptamtlichen Vorstand, der dann auch in der Verantwortung steht, und einen Aufsichtsrat, der sich aus Amateuren und Profi-Vertretern sowie möglicherweise auch aus Externen zusammensetzen könnte“, sagte der Liga-Boss.

Im Nachgang der Affäre um den ehemaligen Nationalspieler Mesut Özil, für dessen Aufarbeitung der DFB von vielen Seiten Kritik hatte einstecken müssen, schlug bereits Geschäftsführer Christian Seifert in die gleiche Kerbe. Seifert sprach von "einer Struktur, die endlich klar trennt zwischen einem professionellen hauptamtlich bezahlten Management und einem Aufsichtsgremium bestehend aus Amateur- und Profifußballvertretern".

Noch in diesem Monat soll es zu einem Treffen mit der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel sowie Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw kommen. „Ich habe den Wunsch, dass der Profi-Fußball mehr einbezogen wird, in einem Treffen mit den Herren Grindel, Bierhoff und Löw schon unmittelbar nach der WM hinterlegt. Joachim Löw hat dem auch grundsätzlich zugestimmt“, sagte Rauball, der auch Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund ist. „Ich halte es für zwingend notwendig, dass jetzt effiziente Schritte eingeleitet werden“, sagte der Top-Funktionär angesichts des frühen Scheiterns der Nationalmannschaft bei der WM in Russland.

„Es muss alles auf den Tisch. Wir brauchen Maßnahmen, die sofort greifen, und dazu langfristige Veränderungen in Bereichen wie zum Beispiel Trainerausbildung, Nachwuchsleistungszentren, Persönlichkeitsbildung, Erziehung zur Selbstständigkeit. Denn nicht nur die A-Nationalmannschaft ist ja krachend gescheitert. Zuvor haben auch die U15, U17 und U19 äußerst unbefriedigend abgeschnitten.“

Lesen Sie hier noch weitere Äußerungen zu Mesut Özil, in denen auch die Rolle des DFB eine Rolle spielt.

dpa/sid

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