Klopp-Satz lässt tief blicken – er schließt eine Option für immer aus

Wie geht es weiter mit Jürgen Klopp? Nach seiner Erdrutsch-Ankündigung gibt es viele Spekulationen. Eine Option aber kommt für ihn nicht in Frage.

Liverpool – Der FC Liverpool ohne Jürgen Klopp – eigentlich mittlerweile fast unvorstellbar. Genauso wie damals Borussia Dortmund ohne Klopp. Beide Fälle fühlen sich irgendwie gleich an: Klopp erarbeitete sich im Ruhrgebiet wie in Nordengland einen Legendenstatus, der dazu führte, dass nur er selbst bestimmte, wann für ihn Schluss ist.

Jürgen Klopp
Geboren:16. Juni 1967 in Stuttgart
Aktueller Verein als Trainer:FC Liverpool
Bisherige Stationen als Trainer:Eintracht Frankfurt (D-Jugend), 1. FSV Mainz, Borussia Dortmund
Erfolge als Trainer (Auswahl):1 x CL-Sieg, 1 x Klub-Weltmeister, 1 x UEFA-Super-Cup-Sieger, 2 x Deutscher Meister, 1 x Deutscher Pokalsieger, 1 x Englischer Meister, 1 x Englischer Pokalsieger

Klopp geht wie in Dortmund als Vereinslegende - und stellt für die Zukunft einiges klar

Bei beiden Vereinen fielen die Fans bei seiner Entscheidung, Schluss zu machen, aus den Wolken. Es war ein Schock für alle Beobachter. Und nach beiden Ereignissen war und ist den Spekulationen freier Lauf gelassen: Wohin geht Klopp? Vieles scheint denkbar, doch der Coach schloss mehrere Optionen direkt strikt aus.

„Kein Club, kein Land für das nächste Jahr. Und kein anderer englischer Club jemals. Das kann ich versprechen, selbst wenn ich nichts mehr zu essen haben sollte“, so Klopp am späten Nachmittag bei einer Pressekonferenz des LFC seiner langen Erklärung aus einem Interview hinzu. Klopp will also auf keinen Fall seinen ikonischen Status in Liverpool bröckeln sehen, wo er die Champions League und den ersten Meistertitel seit 30 Jahren gewann.

Karriereende? Für Jürgen Klopp eine denkbare Option

Ein Klopp in Chelsea-Blau, in City-Himmelblau oder ein Klopp im „falschen“ Rot für Manchester United wäre auch kaum vorstellbar. Für andere Trainer von Weltruhm, man denke nur an José Mourinho, ist dies Tagesgeschäft. Klopp, der selbsternannte „Normal One“, tickt da anders. Er wird sich an diesen klaren Worten messen lassen müssen.

Doch kehrt er überhaupt auf die Trainerbank zurück? Selbst ein Karriereende schließt Klopp aktuell nicht aus. Immerhin nennt er mangelnde Energiereserven nach sieben Jahren des Heavy-Metal-Fußballs als Hauptgrund für seine Entscheidung. „Wenn man mich fragt, ob ich jemals wieder als Trainer arbeiten werde, würde ich jetzt Nein sagen“, sagte Klopp, der eine Einschränkung hinterherschob: „Aber ich weiß ja nicht, wie sich das anfühlt.“

Klopp als Bundestrainer schon lange eine deutsche Wunschlösung

Klopp, der Rentner? Das wiederum scheint noch undenkbarer als Klopp bei Liverpool-Stadtrivale Everton. Auch nach seinen sieben Jahren in Dortmund machte Klopp den Eindruck, dass ihm eine Last von den Schultern falle, als er schweren Herzens und tränenreich ging. Doch in Liverpool sprühte er nach einem halben Jahr Pause wieder vor Energie. Interessant auch: Einen anderen Verein in Deutschland als Dortmund oder Mainz in Deutschland schloss Klopp nicht explizit aus. Für Bayern-Fans also ein Hoffnungschimmer?

Eine Option liegt natürlich nahe: die des höchsten deutschen Übungsleiters, des Bundestrainers. „Dass Jürgen Klopp ein genialer Trainer ist, da brauchen wir, glaube ich, nicht drüber zu reden. Dass er auch ein Kandidat als Bundestrainer sein könnte, da brauchen wir auch nicht drüber zu reden“, äußerte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann am Wochenende in München. „Ich könnte mit Jürgen Klopp gut leben, wie viele andere, glaube ich, auch.“

DFB-Vizepräsident kann sich Klopp als Nationaltrainer vorstellen

Doch der Verbandsfunktionär hegt aktuell keine Hoffnungen auf ein solches Szenario, und wünscht sich eine faire Chance für Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann: „Ich wünsche mir jetzt erstmal eine gute Europameisterschaft mit einem idealerweise tollen Ausgang für Deutschland gegen jede Chance. Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie.“

Nagelsmanns Elf steckt wie unter Vorgänger Hansi Flick tief in der Krise. Es wäre eine Situation wie gemalt für Klopp, der aus ausweglosen Situationen jedes Mal als Heilsbringer hervorgegangen ist, sei es in Mainz, in Dortmund, oder nun in Liverpool.

Klopps Energie ist verbraucht - wie lange braucht er, um die Reserven aufzuladen?

Auf eine Journalistenfrage über seine Energiereserven lächelte Klopp müde. „Sie sind so alt wie ich. Wir sind keine jungen Hasen mehr und springen nicht mehr so hoch wie früher.“ Er „beantworte gerne fünfhunderttausend Fragen – aber das war es dann bis zum Saisonende.“ Und, nein, „nichts“ könne ihn umstimmen. Vollgas-Fußballer Klopp bemühte eine Metapher: „Ich bin immer noch ein gepflegter Sportwagen, nicht der beste, aber ein guter. Ich kann immer noch 160, 170, 180 Meilen pro Stunde fahren – aber ich bin der Einzige, der sieht, wie die Tanknadel abstürzt.“

Klopps Zeit an der Mersey endet, diese Entscheidung hat er bewusst getroffen. Doch dass dieser Sportwagen schon am Ende seines höchst erfolgreichen Weges ist, glauben wohl nur die allerwenigsten. Wahrscheinlich wird Klopp bis dahin viel Zeit an seinem Hauptwohnsitz verbringen. (cgsc mit dpa)

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