Videobeweis bei der WM 2018 in Russland: Wann darf der VAR eingreifen?

Die Unparteiischen vertrauen auch bei der WM 2018 in Russland auf den Video-Assistenten.
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In der Bundesliga ist der Video-Assistent umstritten und sorgt nahezu jede Woche für hitzige Diskussionen. Hier erfahren Sie, ob und in welcher Form der Videobeweis während der WM 2018 in Russland zum Einsatz kommt.

Moskau - Auch wenn zu erwarten war, dass der Videobeweis nach seiner Einführung in Deutschland für reichlich Gesprächsstoff sorgen wird, kann festgehalten werden: Lange hat kein Thema mehr die Fußball-Republik so gespalten wie der Einsatz des Video-Assistenten. Derart hitzige Diskussionen gab es wohl zuletzt beim Aufstieg von RB Leipzig in das deutsche Oberhaus. Noch immer zanken sich Befürworter und Kritiker über den Einsatz der Videotechnik. Die einen wollen die sofortige Abschaffung, die anderen fordern Geduld. Eines lässt sich jedoch bei nahezu jeder Kontroverse heraushören: Der Ist-Zustand, also die Art und Weise, wie der Video-Assistent bisher eingesetzt wird, hat keine Zukunft.

Auch der Deutsche Fußball-Bund nahm sich der Kritik am derzeitigen Verfahren an und reagierte Ende Oktober mit einer „Kurs-Korrektur“. In einem Schreiben an alle Bundesligisten verkündetet der DFB, dass der Videoschiedsrichter künftig auch dann in das Spielgeschehen eingreifen soll, wenn keine klare Fehlentscheidung durch den Unparteiischen vorliegt. Noch vor Beginn der Saison 2017/2018 hieß es, der Videobeweis soll nur bei einer klaren Fehlentscheidung angewendet werden. Doch anstatt Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen, stiftete die Ankündigung nur noch mehr Verwirrung. DFB-Präsident Reinhard Grindel betonte, er sei über die Aufsetzung des Schreibens nicht informiert worden. Erneut wurde eine Mitteilung veröffentlicht, in der die Stellung des Schiedsrichters auf dem Rasen als finaler Entscheider untermauert werden sollte. In dieser Angelegenheit scheint jedoch noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein.

Videobeweis bei der WM 2018 in Russland? So läuft das offizielle Verfahren ab

Bei strittigen Szenen kann sich der Video-Assistent (VA), der zusammen mit zwei Aufsehern in einem Kontrollraum in Moskau sitzt, Aufnahmen jener Sequenz aus bis zu 17 Kamera-Perspektiven ansehen. Liegt aus seiner Sicht eine klare Fehlentscheidung vor, kann er in Abstimmung mit seinen Aufsehern dem Schiedsrichter auf dem Platz seine Einschätzung der Dinge mitteilen. Die finale Entscheidung liegt jedoch beim Unparteiischen im Stadion.

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Videobeweis bei der WM 2018: Kommt der Video-Assistent in Russland zum Einsatz? 

Ja, der Videobeweis wird bei der WM 2018 in Russland zum Einsatz kommen. Im Rahmen eines Kongresses des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL vergangenen April kündigte FIFA-Boss Gianni Infantino an: „Der Video-Schiedsrichter wird kommen. Wir werden ihn bei der WM nutzen, weil wir bisher nur positives Feedback erhalten haben.“

Bereits bei den Länderspielen zwischen Italien und Frankreich (September 2016) und beim Klassiker Deutschland - Italien (November 2016) wurde der Videobeweis auf Nationalmannschafts-Ebene getestet. Im Anschluss zog Infantino ein positives Zwischenzeugnis: „Wir sind sehr zufrieden. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, aber wir testen ja noch.“

Auch ein Jahr und zahlreiche Diskussionen später ist der Schweizer nicht von seiner Position abgerückt und sieht die bisherige Testphase des Video-Assistenten „extrem positiv“. Das sagte er jedenfalls in einem vom Weltverband veröffentlichten Video. „Es ist absolut normal, dass wir 2018 Wege erforschen, wie wir den Schiedsrichtern helfen können, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

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Videobeweis bei der WM 2018 in Russland: Ex-FIFA-Schiedsrichter äußert Bedenken

Andere äußern große Bedenken bezüglich eines Einsatzes des Video-Assistenten bei der WM 2018 in Russland. So beispielsweise der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Bernd Heynemann in seiner kicker-Kolumne: „Schon beim Confed Cup im Sommer gab es große Probleme. Das ist auch kein Wunder. In Deutschland wurden die Unparteiischen ein Jahr lang geschult, es knirscht und knarzt trotzdem an vielen Ecken. Bei der WM kommen viele Schiedsrichter zum Einsatz, die in ihren Ligen überhaupt nichts mit dem Videobeweis zu tun haben. Und schulen kann man sie vor dem Turnier auch nicht lange und umfassend.“

Heynemann spricht dabei einen wahren Punkt an. Viele Unparteiische werden bei dem Turnier kommenden Sommer zum ersten Mal mit dem Videobeweis in Berührung kommen. Viel Zeit, um sich an die neue Technik zu gewöhnen, bleibt den Referees nicht. Bei der Testphase in der Bundesliga lässt sich jedenfalls unschwer erkennen, dass die Technik auch nach der Hälfte der Saison noch unausgegoren ist. Viel wird also von der Qualität der FIFA-Schulungen abhängen und inwiefern der Weltverband klare Richtlinien für den Einsatz des Videobeweises vorgibt. 
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Videobeweis bei der WM 2018 in Russland? Dann soll der Video-Assistent eingreifen

Wie bereits erwähnt, hat der DFB mit seinem öffentlichen Schreiben das Zuständigkeitsfeld des Video-Assistenten erweitert. Er darf in der Bundesliga nun also auch eingreifen, wenn es sich um keine klare Fehlentscheidung handelt. Ob bei der WM 2018 in Russland ähnlich verfahren wird, ist noch unklar. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die FIFA dem deutschen Modell folgt. Eine Sache scheint klar: Man sollte sich auf unzählige Diskussionen im kommenden Sommer einstellen. 

Laut dem Regelwerk der DFL darf der Videobeweis nur in folgenden vier Fällen angewendet werden und ursprünglich auch nur im Falle einer klaren Fehlentscheidung seitens des Schiedsrichters:

  • Torerzielung (Foul, Handspiel, Abseits und andere Regelwidrigkeiten) 
  • Strafstoß/Elfmeter (nicht oder falsch geahndete Vergehen)
  • Rote Karte (nicht oder falsch geahndete Vergehen) 
  • Verwechslung eines Spielers (bei Roter, Gelb-Roter oder Gelber Karte)

Übrigens: Fans im Stadion und vor dem TV sollen bei der WM 2018 besser informiert werden. In den Arenen werden die Szenen auf den Videoleinwänden laufen, am heimischen Fernseher erhält der Zuschauer eine dreigeteilte Ansicht mit Bildern des Schiedsrichters, der Video-Assistenten in einem Moskauer Kontrollraum und vom allgemeinen Geschehen im Stadion.

Videobeweis: Wo ist der Video-Assistent bereits eingesetzt worden?

Nicht nur in der Bundesliga wagte man den Versuch Videobeweis. Dort wird er in allen Bundesliga- und Relegationspartien und wurde im Supercup eingesetzt. In folgenden Ländern war der Video-Assistent unter anderem noch im Einsatz: 

  • Länderspiel Italien - Frankreich 
  • Länderspiel Deutschland - Italien
  • FIFA U-20 WM
  • FIFA Confederations Cup
  • FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2016
  • Major League Soccer (USA)
  • A-League (Australien)
  • Primeira Liga (Portugal)
  • Serie A (Italien) 
  • Supercup (Niederlande)

kus

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