Tor-Festival im Finale: Frankreich krönt sich zum Weltmeister

Hatten allen Grund zur Freude: Frankreichs Spieler - hier Benjamin Mendy mit dem WM-Pokal.
 ©dpa / Christian Charisius

Frankreich hat am Sonntagabend Deutschland abgelöst und sich zum Weltmeister gekrönt. Die Mannschaft von Didier Deschamps schlug Kroatien in einem torreichen Finale.

Moskau - Staatschef Emmanuel Macron führte in der Ehrenloge einen Tanz auf und riss die Fäuste nach oben, Frankreichs neue Fußball-Helden warfen ihren Trainer Didier Deschamps im Rausch des großen Triumphs in die Luft und feierten mit ihren Fans im legendären Huh-Jubel. In einem verrückten Finale eroberte die Grande Nation 20 Jahre nach dem Heimtriumph ihren zweiten WM-Titel.

Angeführt von Man of the Match Antoine Griezmann schoss die Équipe Tricolore im torreichsten Endspiel seit 1966 am Sonntag einen 4:2 (2:1)-Triumph im Finale der Weltmeisterschaft in Russland gegen den Überraschungsfinalisten Kroatien heraus und löst Deutschland auf dem Fußball-Thron ab. Mit der Tricolore in den Händen ging es für WM-Shootingstar Kylian Mpabbé und seine Kollegen auf die Ehrenrunde.

„Ich weiß gar nicht, wo ich bin“, sagte Griezmann und kündigte an, den Goldpokal mit ins Bett nehmen zu wollen. „Das Herz ist glücklich. Wir haben es geschafft, den Pokal nach Frankreich zu holen“, fügte er an.

Ein Eigentor von Ex-Bundesliga-Star Mario Mandzukic (18. Minute), Griezmann per Handelfmeter (38.), Paul Pogba (59.) und Kylian Mbappé (65.) vor 78 011 Zuschauern im ausverkauften Moskauer Luschniki-Stadion stürzten die Millionen Fans in der Heimat endgültig in den ultimativen Party-Rausch von den Champs-Élysées bis an die Côte d'Azur.

Es ist zu schön, es ist wunderbar für die Spieler, eine junge Generation. Wir haben viel Qualität an den Tag gelegt, mental und oft genug getroffen“, sagte Deschamps. „Es war nicht immer einfach, aber weil sie zugehört haben, haben wir schwere Momente hinter uns gelassen“, betonte Deschamps. Er setzte sich mit dem Titel ein weiteres Denkmal: 1998 hatte er den Pokal als Kapitän entgegen genommen. Der 49-Jährige ist nach Franz Beckenbauer und Mario Zagallo der dritte Fußballer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde. „Der Stolz ist da. Ich bin hier um Ziele zu verwirklichen.“

Kroatien konnte seinem Ruf als Comeback-Team nach mehrmaligem Rückstand nicht gerecht werden. Ivan Perisic (28.) erzielte den Ausgleich zum 1:1. Das 2:4 durch Mandzukic (69.) nach einem schweren Patzer von Frankreich-Torwart Hugo Lloris konnte keinen furiosen Schlussspurt mehr auslösen. Der zweite WM-Platz ist dennoch der größte Fußball-Erfolg nach dem dritten Platz vor 20 Jahren.

Wenige Minuten vor dem Anpfiff gab es noch einmal eine kurze Erinnerung an deutschen Titelglanz. Philipp Lahm - WM-Kapitän der 2014-Champions - brachte mit dem russischen Model Natalja Wodjanowa den Goldpokal ins Stadion. Dann gehörte die größte aller Fußball-Bühnen den aktuellen Finalisten.

Die favorisierten Franzosen hatten überraschend Mühe, ins Spiel zu kommen und leisteten sich riskante Tändeleien vor dem eigenen Strafraum. Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart - neben dem Kroaten Ante Rebic von Eintracht Frankfurt einer von zwei Bundesliga-Profis in den Startformationen - hatte mit Peri?ic auf der rechten Außenbahn große Mühe.

Mandzukic wird zum Pechvogel: Erstes Eigentor in einem WM-Finale

Ein von Griezmann geschickt herausgeholter Freistoß war die erste viel versprechende Offensivaktion der Blauen. Erst in der Superzeitlupe war eindeutig zu sehen, dass der Franzose abhob, bevor Marcelo Brozovic ihn am Bein traf. Und Mandzukic wurde zum Pechvogel. Griezmanns Freistoß berührte er mit dem Scheitel minimal, die Flugkurve veränderte sich entscheidend. Etwas ungläubig nahm der ehemalige Bayern-Stürmer sein Eigentor, das erste in einem WM-Finale, zur Kenntnis.

In allen K.o.-Spielen waren die Kroaten in Rückstand geraten - und wieder gelang ihnen der Ausgleich. Peri?ic drehte sich geschickt um N'Golo Kanté und schoss ein, bevor Pavard zur Rettung herbeieilen konnte. Mit nun insgesamt sieben Toren und vier Vorlagen bei großen Turnieren ist der frühere Dortmunder und Wolfsburger kroatischer Rekordmann.

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Die Kontroversen gingen weiter und gipfelten in der ersten Videobeweis-Entscheidung in einem WM-Finale. Das Handspiel von Peri?ic bewertete Referee Nestor Pitana erst nach langem Studium vor dem Bildschirm als strafstoßwürdig - debattiert wurde darüber in den sozialen Netzwerken intensiv. Griezmann ließ sich die Chance zu seinem vierten WM-Treffer nicht nehmen. Häufiger hat nur Just Fontaine mit seinen 13 Toren 1958 für die Équipe Tricolore bei einer WM getroffen.

Kroatien musste wieder seine Aufhol-Qualitäten zeigen. Ging das noch, nach drei K.o.-Partien inklusive Verlängerung? Rebic (48.) setzte mit einem wuchtigen Schuss ein erstes Signal. Lloris parierte souverän. Für die Franzosen öffneten sich jetzt Räume - wie gemacht für Mbappé. Der WM-Jungstar entwischte nach 52 Minuten erstmals Domagoj Vida, ließ sich im Strafraum trotz Gezerre nicht fallen, scheiterte aber an Kroatiens Schlussmann Danijel Subasic.

Wenige Minuten später machte der Torwart einen Schritt zu viel nach links. So konnte er Pogbas wuchtige Abnahme nicht mehr parieren. Wieder war es Griezmann gewesen, der das Tor entscheidend initiierte, diesmal per filigraner Jonglage als Ablage für Pogba.

Was hatte Kroatien jetzt noch zu bieten? Einen Zwei-Tore-Rückstand hatten sie bei ihrem WM-Erfolgszug noch nicht. Weltmeister wurde mit so einer Konstellation nur Deutschland 1954. Kurz darauf hatten sich alle rechnerischen Gedankenspiele ohnehin erledigt. Mbappé durfte unbedrängt aus etwa 18 Metern abziehen. Der 19-Jährige ist nun der zweitjüngste Torschütze in einem WM-Finale nach Pelé 1958.

Dann leistete sich Lloris einen fatalen Aussetzer. Beim Versuch, den Ball um Mandzukic zu spielen, ließ der Kroate einfach den Fuß stehen - nur noch 2:4. Für den großen Endspurt brachte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic den Hoffenheimer Andrej Kramaric für Rebic. Bei den Franzosen sollte Corentin Tolisso den Vorsprung mitverteidigen. Ivan Rakitic (78.) setzte einen Schuss knapp neben das Tor. Die Wende gelang dem Außenseiter nicht mehr. Die blau-weiß-rote Party konnte beginnen.

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dpa

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