Wegen Corona: Werder-Abstieg würde wohl noch teurer

Klaus Filbry, Geschäftsführer Finanzen beim SV Werder Bremen, müsste im Falle eines Abstiegs mit hohen Millionen-Einbußen auskommen.
 ©Gumz

Bremen - Es geht für den SV Werder Bremen in Mainz um nichts weniger als die Zukunft des Vereins: Denn ein Abstieg ist nicht nur teuer, sondern auch gefährlich.

Auf 45 Millionen Euro hatte Werder-Boss Klaus Filbry die Einnahmeverluste mal geschätzt, das sind ein Drittel das Jahresumsatzes. Mitte Februar war das, noch vor dem Lockdown. Die Coronavirus-Krise hat aber die finanzielle Situation verschärft. Immerhin ist zu hören: Eine Pleite drohe dem Traditionsclub nicht, ein Überleben in der Zweiten Liga sei gesichert – und es könne auch ein Team bezahlt werden, das den direkten Wiederaufstieg als Ziel realistisch erscheinen lässt. Trotzdem bleibt natürlich die Gefahr, dauerhaft in der Versenkung zu verschwinden.

Werder Bremen: Bei Abstieg sinken die TV-Einnahmen um 30 Millionen Euro

Öffentlich sprechen möchten die Werder-Offiziellen darüber aktuell nicht. Der Abstieg soll nicht herbeigeredet werden. Vor Corona galt: Die TV-Einnahmen würden um mindestens 30 Millionen Euro sinken, die Werbeerträge um etwa zehn Millionen Euro, die Ticketerlöse wegen niedrigerer Preise um etwa fünf Millionen Euro. Doch diese Zahlen aus dem Februar sind nicht mehr zu halten. Es ist fraglich, ob die TV-Sender und die Sponsoren ihren kompletten Verpflichtungen noch nachkommen werden. Mit einigen Werbepartnern musste sich Werder Bremen schon wegen Schwierigkeiten der Unternehmen über spezielle Zahlungsmodalitäten verständigen. Und Zuschauer zahlen bei Geisterspielen überhaupt nicht mehr. Dauerkarten für die neue Saison konnten bislang nicht verkauft werden. Auch deshalb musste Werder einen KfW-Kredit beantragen, um die Liquidität zu bewahren.

Es gibt allerdings auch positive Signale. Einige Sponsorenverträge sollen vor der Verlängerung stehen. Dazu ist vertraglich geregelt, dass die Profis eine Liga tiefer mindestens 30 Prozent weniger verdienen. Die Kaufverpflichtungen für Ömer Toprak (Dortmund), Leonardo Bittencourt (Hoffenheim) und Davie Selke (Hertha) in Höhe von insgesamt 25 Millionen Euro würden nicht mehr gelten. Aber das wäre bei einem Abstieg nur ein schwacher Trost. (kni)

Zur letzten Meldung vom 17. Februar 2020

Abstiegsgefahr: Werder-Boss Klaus Filbry und das Versprechen für die Zweite Liga

Bremen – Es müssen dringend Punkte her – der SV Werder Bremen kämpft weiter um das sportliche Überleben in der Bundesliga

Noch dramatischer würde es für den SV Werder Bremen werden, wenn es am Ende der Saison erstmals seit 40 Jahren wieder runter in die Zweite Liga ginge. Die Einnahmen würden auf einen Schlag um sage und schreibe rund 45 Millionen Euro schrumpfen. Das wäre fast ein Drittel des Gesamtumsatzes der Spielzeit 2018/19. Selbstverständlich hat sich Werder mit diesem Szenario längst beschäftigt, wenngleich der Klassenerhalt natürlich immer noch das große Ziel ist.

Werder-Boss Klaus Filbry, der über das Thema Zweite Liga eigentlich gar nicht so gerne öffentlich sprechen möchte, versichert auf Nachfrage der DeichStube: „Natürlich wäre das ein dramatischer Einschnitt für alle. Aber wir würden deshalb die Türen hier nicht abschließen, sondern hier würde weiter Fußball gespielt und wirtschaftlich vernünftig und seriös weiter gearbeitet.“ 

Abstieg? Klaus Filbry muss bei Werder Bremen für die kommende Saison zweigleisig planen

Und nicht irgendwie, sondern mit einem klaren Ziel, wie Klaus Filbry sagt: „Wir würden eine sehr wettbewerbsfähige Mannschaft zur Verfügung haben, um den sofortigen Wiederaufstieg anzustreben.“ Zudem würde der Club alles versuchen, um Entlassungen von Mitarbeitern zu vermeiden. Aber natürlich müssten in allen Bereichen Einsparungen vorgenommen werden – und das nicht zu knapp. Dafür gibt es auch schon erste Pläne.

Ein Jahr hatte Filbry an dieser besonderen Front mal Ruhe: Vergangene Saison musste der Vorsitzende der Geschäftsführung keinen Lizenzantrag für die Zweite Liga vorbereiten, sondern konnte sich komplett auf die Zukunft in der Bundesliga konzentrieren. Doch Werder Bremen ist nach einer einjährigen Auszeit in den Abstiegskampf zurückgekehrt. Also dürfen wieder schön beide Szenarien berechnet werden – so fordert es die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Bis zum 15. März müssen die Unterlagen für die Bundesliga und die Zweite Liga eingereicht werden. Letzteres können sich nur die Erstligisten sparen, die theoretisch nicht mehr abstiegsgefährdet sind. Dazu zählt der SV Werder Bremen, der gegen RB Leipzig eine 0:3-Pleite hinnehmen musste, freilich nicht.

Werder Bremen würde in der Zweiten Liga allein an TV-Geldern 30 Millionen Euro verlieren

Filbry rechnet damit, dass die Hälfte der Liga doppelt planen muss. „Das gehört gewiss nicht zu meinen Lieblingsaufgaben“, sagt der Finanzexperte: „Aber wir gehen das wie immer sehr professionell an.“ Genaue Zahlen nennt der 53-Jährige dabei nicht. Doch die wichtigsten Faktoren sind ohnehin bekannt. Allein an TV-Geldern würde Werder Bremen 30 Millionen Euro weniger bekommen als in dieser Saison. 

Das Weserstadion dürfte zwar auch in Liga zwei – zumindest in der ersten Saison – gut besucht sein, aber die Einnahmen würden wegen niedrigerer Ticket-Preise im Bundesliga-Unterhaus trotzdem sinken. Ähnliches gilt für die Sponsorengelder. Fast alle Verträge sollen zwar auch nach einem Abstieg gelten, aber in abgespeckten Versionen. Macht alles zusammen rund 45 Millionen Euro, die in der Werder-Kasse plötzlich fehlen würden.

Im Falle eines Abstiegs würden bei Werder Bremen einige Kaufverpflichtungen nicht greifen

Allerdings: So ein Abstieg besitzt auch ein gewisses Einsparpotenzial. Die Kaufverpflichtungen für die Leihspieler Davie Selke (Hertha BSC/zwölf Millionen Euro), Ömer Toprak (BVB/sechs Millionen Euro) und Leonardo Bittencourt (Hoffenheim/sieben Millionen Euro) sind dann nicht mehr bindend. Zwar gelten fast alle Verträge der Profis der aktuellen Mannschaft auch für die Zweite Liga, aber zu stark angepassten Konditionen. Der Gehaltsetat beim SV Werder Bremen würde also schon automatisch sinken, aber das allein würde nicht reichen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass vor allem der eine oder andere Top-Verdiener gehen sollte. Bei Nuri Sahin wäre das ohnehin der Fall, weil dessen Kontrakt im Sommer ausläuft.

Dazu winken durchaus hohe Transfereinnahmen: Ein Milot Rashica wird gewiss nicht mit in die Zweite Liga gehen, für den Stürmer darf Werder auf auf finanzstarke Interessenten hoffen. Auch ein Maximilian Eggestein hat noch einen gewissen Wert, gleiches gilt für Davy Klaassen, Jiri Pavlenka oder Ludwig Augustinsson. Doch sehr wahrscheinlich müssten sie nach einem Abstieg weit unter ihrem einstigen Wert verkauft werden. Das hätte schon etwas von einem Räumungsverkauf, der den Besitzer selten glücklich macht.

Ein Abstieg würde Werder Bremen sehr hart treffen

Fazit: Der Abstieg würde Werder Bremen in jedem Fall sehr hart treffen, aber nicht komplett umhauen – zumindest nicht im ersten Jahr. Richtig gefährlich für den Club würde es, wenn der sofortige Wiederaufstieg misslingt. Und so mancher Absteiger wurde auch schon mal direkt in die Dritte Liga durchgereicht.

Doch von Horrorszenarien will Klaus Filbry verständlicherweise nichts hören. „Wir werden alles versuchen, um die Klasse zu halten“, sagt der Werder-Boss: „Und wir werden es auch schaffen.“ (kni)

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