Halbfinale verloren, Endspiel gewonnen: Werder Bremen und Florian Kohfeldt blicken mit neuer Hoffnung nach vorne

Nach der Niederlage von Werder Bremen im DFB-Pokal-Spiel gegen RB Leipzig besteht Hoffnung, dass die Mannschaft diese Leistung nun auch in die Bundesliga transportiert bekommt.
 ©nordphoto / gumzmedia

Bremen – Der Auftrag war unmissverständlich und darüber hinaus kaum zu übersehen, prangte er doch auf einem großen Banner, grüne Schrift auf weißem Grund, das am Samstagmorgen quer über den Stadionzaun am Eingang zur Ostkurve gespannt war. „Den Kampfgeist mitnehmen, jetzt alles geben!!!“, stand dort geschrieben. Eine Botschaft der Fans an die Mannschaft des SV Werder Bremen, die während des DFB-Pokal-Halbfinals gegen RB Leipzig am Abend zuvor so sehr überrascht, am Ende aber dennoch auf bitterste Weise das Nachsehen gehabt hatte.

1:2 verloren. Nach großem Kampf. In der letzten Minute der Verlängerung. Das Kuriose: Keine Niederlage des SV Werder Bremen dürfte jemals mehr Hoffnung gemacht haben. Hoffnung darauf, dass die Mannschaft diese Leistung nun auch in die Bundesliga transportiert bekommt und während der drei noch verbleibenden Spieltage im Abstiegskampf besteht. Wie gesagt: „Den Kampfgeist mitnehmen, jetzt alles geben!!!“. Das war im Übrigen auch eine Botschaft an den Trainer, an Florian Kohfeldt, der nach dem Spiel gegen RB Leipzig, nach seinem ganz persönlichen Finale um die Weiterbeschäftigung, bleiben darf und abermals zum Retter werden soll.

Die Partie war am späten Freitagabend kaum abgepfiffen, der Leipziger K.o.-Schlag durch Emil Forsberg (120.) nur wenige Augenblicke alt und die Tränen von Theodor Gebre Selassie noch lange nicht getrocknet, da zogen sich Sportchef Frank Baumann und Kohfeldt in die Katakomben des Weserstadions zurück – zu einem ebenso kurzen wie konspirativen Zwiegespräch, von dem der Trainer wusste, das es eine Entscheidung bringen würde. Vertrauen oder Freistellung. Zuversicht oder zu Ende. „Frank hat mir nach dem Spiel mitgeteilt, dass es weitergeht. Ich bin froh darüber, weil ich überzeugt davon bin, dass wir zusammen die Klasse halten können“, berichtete Florian Kohfeldt, der sich in seiner Arbeit durch den Auftritt seiner Mannschaft bestätigt sah: „Für mich ist das entscheidende Kriterium, ob eine Mannschaft einem Trainer noch folgt, oder ob es grundsätzliche Probleme gibt. Heute haben wir die Wahrheit auf dem Platz gesehen.“

DFB-Pokalspiel von Werder Bremen gegen RB Leipzig wurde zu Florian Kohfeldts Endspiel

Es war eine Wahrheit, die auch Baumann überzeugt hatte. Nach sieben Bundesliga-Niederlagen am Stück hatte der 45-Jährige das Pokalspiel, äußerst ungewöhnlich für Bremer Verhältnisse, öffentlich zu Kohfeldts Endspiel ausgerufen und eine sichtbare Leistungssteigerung der Mannschaft zur Bedingung gemacht. Nach der Partie sagte er: „Die Reaktion der Mannschaft war heute da, und sie war gut. Es war ein ganz anderer Spirit auf dem Platz zu sehen, eine ganz andere Geschlossenheit und Leidenschaft, sich in die Zweikämpfe reinzuhauen.“

In der Tat hatte Werder Bremen gegen den haushohen Favoriten aus Leipzig, der das Liga-Rückspiel vor drei Wochen noch locker dominiert hatte, von Beginn an mit einer Mischung aus Mut und Wut, aus Leidenschaft und Bereitschaft zum Leiden dagegengehalten und sich das 0:0 nach der regulären Spielzeit redlich verdient. Auch das 0:1 durch Hee-Chan Hwang zu Beginn der Verlängerung (93.) ließ keine Luft aus dem Bremer Spiel. Leonardo Bittencourt schlug kurz darauf zurück (105.). Mit Fans auf den Rängen wäre das Weserstadion spätestens jetzt einmal mehr zum Pokal-Tollhaus geworden. Weil Werder da war. Plötzlich wieder Spaß machte. Mitriss. Selbstredend war die Enttäuschung über das späte Ausscheiden hinterher mit Händen zu greifen. Am Gesamteindruck änderte das aber nichts. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie an diese Konstellation glaubt und dass Florian in dieser Woche die richtigen Hebel gefunden hat“, hielt Baumann fest. Und er betonte: „Das Ergebnis war enttäuschend, aber die Leistung macht Mut für die nächsten Wochen.“

Werder Bremen empfängt am Samstag Bayer Leverkusen: Florian Kohfeldt und Co. im Kampfmodus

Leverkusen, Augsburg, Gladbach – gegen diese drei Gegner will Werder Bremen nun ähnlich beherzt auftreten wie am Freitagabend, wollen die neue, noch zarte Zuversicht am Leben erhalten, damit sie letztlich zum Klassenerhalt führt. „Ich habe die Energie für das Leverkusen-Spiel und auch für die Spiele, die danach kommen“, unterstrich Florian Kohfeldt, „denn ich bin gerne Werder-Trainer und möchte, dass die Saison erfolgreich zu Ende geht.“ Letztlich war es Baumann, der den Oberbegriff für den Saisonendspurt lieferte: „Die Mannschaft ist jetzt im absoluten Kampfmodus.“ Bleibt sie das, bleibt auch Kohfeldt, ehe alle Beteiligten im Sommer ganz genau überlegen werden, wie und ob es gemeinsam weitergehen kann. Und wenn gegen Leverkusen doch die ganz große Ernüchterung kommen sollte? Was passiert dann mit dem Trainer? Baumann wich der Frage aus, entgegnete nur, dass er überzeugt davon sei, dass die Mannschaft „diese Leistung auch in den nächsten Wochen auf den Platz bringen wird und wir mit Florian den Klassenerhalt schaffen.“

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