Bremen – Dass Werder Bremen nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga künftig mit sehr viel weniger Geld auskommen muss, ist bekannt. Sponsoren zahlen beispielsweise geringere Beträge, das TV-Geld fließt auch nicht mehr so üppig – und nun drohen dem Verein durch die sportliche Zusammensetzung der Spielklasse zusätzliche Unkosten in Millionenhöhe. In der vergangenen Woche hatte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) öffentlich ausrichten lassen, dass die Polizei vier der insgesamt 17 Werder-Heimspiele in der kommenden Saison als sogenannte „Hochrisikospiele“ einstuft.
Die Mehrkosten, die für einen entsprechend größeren Polizeieinsatz anfallen, sollen auch weiterhin der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und damit letztlich Werder Bremen in Rechnung gestellt werden. Werders Präsident Hubertus Hess-Grunewald zeigte sich am Donnerstag gegenüber der DeichStube verwundert über den Vorstoß der Politik und erneuerte seine generelle Kritik an deren Vorgehen.
„Wir waren zuletzt irritiert, dass hier schon eine erste Einschätzung der Polizei zur Anzahl an Hochrisikospielen öffentlich diskutiert wurde. Das bringt doch nur wieder Spannung in eine Diskussion, die wir versachlichen müssen“, betonte der 60-Jährige. Mit Innensenator Mäurer sei besprochen, „dass wir das Thema in den kommenden Wochen gemeinsam erörtern“. Dass die vier Hochrisikospiele (gegen den Hamburger SV, Hannover 96, Dynamo Dresden und Hansa Rostock) schon vorher öffentlich als solche festgeschrieben wurden, ärgert den SV Werder Bremen. „Uns wurde in Vorgesprächen signalisiert, dass die Bewertung der Sicherheitslage unter anderem sehr von den Anstoßzeiten abhängen wird“, berichtet Hess-Grunewald. Und die stehen noch gar nicht fest. Erst an diesem Freitag veröffentlicht die DFL den Spielplan für die 2. Bundesliga. Auch die grundlegende Frage, ob die Fans in der neuen Saison in die Stadien zurückkehren dürfen, ist noch nicht beantwortet.
Werder Bremen kostet jedes Hochrisikospiel etwa eine halbe Millionen Euro
Klar ist hingegen, dass Werder Bremen großes Interesse daran hat, möglichst wenige als „Hochrisikospiele“ eingestufte Partien absolvieren zu müssen. „Wir rechnen damit, dass uns jedes Hochrisikospiel etwa eine halbe Million Euro kostet, die wir mehr als unsere Wettbewerber aufbringen müssen“, sagt Hess-Grunewald, dessen Club demnach insgesamt zwei Millionen Euro beiseite legen muss.
Seit einem entsprechenden Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem März 2019 darf Bremen die Mehrkosten für den Polizeieinsatz bei der DFL, dem Dachverband der 36 Erst- und Zweitligisten, in Rechnung stellen. Bislang wurden fünf Bescheide mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro verschickt. Zwei weitere sind noch in Bearbeitung. Werder Bremen muss das vorerst hinnehmen, es akzeptieren. Hess-Grunewald: „Die DFL hat sich klar positioniert, die Kosten werden mindestens zur Hälfte an uns weitergereicht, da haben wir einen schweren Stand. Das wird sich auch nicht ändern, solange kein einziges Bundesland der Überzeugung des Innensenators folgt. Hier bleibt der immer wieder prognostizierte Domino-Effekt aus.“ Werders Hoffnung ist es nun, dass das Bundesverfassungsgericht in der Sache womöglich anders entscheidet. „Ich denke, der gordische Knoten wird sich erst mit einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zerschlagen lassen“, sagt Hess-Grunewald. (dco)