Die Frauen des SV Werder Bremen haben mit dem Remis beim VfL Wolfsburg einen Achtungserfolg gelandet. Warum der viel mehr wert ist als dieser eine Punkt und wie die Werder-Frauen die Saison angehen, verrät Trainer Thomas Horsch im Gespräch mit der DeichStube.
Bremen/Wolfsburg – Es tut sich was beim SV Werder Bremen – und das nicht erst seit Kurzem. Die Rede ist anders als so oft nicht etwa von den Bundesliga-Männern, sondern von den Bundesliga-Frauen, die sich in den vergangenen Jahren stetig gesteigert haben. Vorläufige Krönung war das 3:3 zum Auftakt am vergangenen Montag beim VfL Wolfsburg. Was aufgrund des einst so übermächtigen Gegners nur klingt wie ein überraschender Punktgewinn, ist am Ende viel mehr als das. Warum das so ist und wie die Werder-Frauen die Saison 2024/25 angehen, hat Trainer Thomas Horsch am Rande einer Sondervorführung des Films „Marinette – Kämpferin, Fußballerin, Legende“ in der Bremer Schauburg gegenüber der DeichStube verraten.
Werder Bremens Thomas Horsch über Punktgewinn beim VfL Wolfsburg: „Das war schon sehr besonders“
Die ganze Mannschaft der Frauen des SV Werder Bremen (Freitag, 18.30 Uhr gegen RB Leipzig im DeichStube-Liveticker) war am Dienstagabend im Kino. Um den Erfolg vom Spiel beim VfL Wolfsburg sollte es dabei eigentlich höchstens zweitrangig gehen. Doch direkt am Anfang stand das 3:3 nochmal im Mittelpunkt. Sophie Anggawi von „Radio Bremen“, die eine an den Film anschließende Podiumsdiskussion mit Werders Lara Schmidt, Michaela Brandenburg und Rieke Dieckmann moderieren sollte, begrüßte zu Beginn des Abends unter anderem diese als „drei unserer wunderbaren Werder-Spielerinnen, die gestern gewonnen haben“. Sie korrigierte ihren kleinen Versprecher zwar schnell, erntete aus dem Publikum aber vor allem zusprechenden Applaus. Nach 14 Niederlagen in 14 Spielen gegen die Wölfinnen – darunter so manche herbe Pleite – fühlte sich der erste Punktgewinn überhaupt schließlich an wie ein Sieg.
Oder wie Thomas Horsch es formuliert: „Das war schon sehr besonders.“ Schließlich sei der SV Werder Bremen nach diversen Abreibungen (0:5, 0:7, 0:8) bereits bei den vorherigen Aufeinandertreffen mit dem VfL Wolfsburg „ganz, ganz nah dran“ gewesen, meint der 55-Jährige und sagt spürbar stolz: „Jetzt haben wir es endlich mal geschafft, was mitzunehmen.“ Die Umstände – auch das Phantomtor der Wölfinnen zum 3:3-Endstand – seien ihm dabei völlig egal. „Unterm Strich bleibt stehen: Wir haben was mitgenommen. Das ist das, was neu ist. Und das zeigt einfach, wie man die Mannschaft sportlich weiterentwickelt hat“, so Horsch: „Das ist viel mehr wert als dieser eine Punkt.“
Werder Bremens Thomas Horsch: „Wir haben nicht ein 0:0 ermauert, sondern haben drei Tore geschossen und eigentlich nur z
Das macht der Trainer des SV Werder Bremen am Ende nicht nur an der Punkteausbeute, sondern vor allem an der Art und Weise fest: „Wir haben nicht ein 0:0 ermauert, sondern haben da drei Tore geschossen und eigentlich nur zwei kassiert“, sagt Thomas Horsch mit einem zwinkernden Auge, betont aber vor allem, dass seine Mannschaft eben selbst mutig und offensiv nach vorne gespielt hatte. „Der eine Punkt bringt dich nicht entscheidend weiter, aber das andere war vom Gefühl her für diese Spielerinnen wichtig.“
Neue Ambitionen wecke der Auftritt zwar nicht, gut für das Selbstbewusstsein der Frauen des SV Werder Bremen sei es aber zweifellos. „Das war nicht irgendein Pflichtspiel, sondern das war vor 3.000 Zuschauern beim deutschen Serien-Pokalsieger, von dem gerade einige eine Bronzemedaille bei Olympia geholt haben“, so Thomas Horsch. „Es war ein Stück weit Selbstbestätigung, dass der Weg, intensiv zu arbeiten und die Leidenschaft mit fußballerischer Qualität zu verbinden, erfolgreich sein kann.“
Werder Bremens Saskia Matheis ruft Platz fünf als Saisonziel aus - Trainer Thomas Horsch bremst ein wenig ab
Bereits vor dem Spiel hatte Saskia Matheis, Mittelfeldspielerin des SV Werder Bremen, nach dem besten Abschneiden der Vereinsgeschichte im Vorjahr (28 Punkte, 7. Platz) den fünften Tabellenrang als Ziel ausgerufen. „Was einzelne Spielerinnen für sich jetzt als Ziel ausgeben, ist legitim, aber ich versuche auf das große Ganze zu gucken“, bremst Thomas Horsch ein wenig ab und führt aus: „Wir wollen uns weiterentwickeln, das hat mit Toren und mit Punkten zu tun und dann kommt der Rest von ganz allein.“
Daran, dass das trotz der schmerzhaften Abgänge von Nina Lührßen (zu Eintracht Frankfurt) und Chiara Hahn (zur TSG Hoffenheim) auch mit dem aktuellen Kader möglich ist, hat Thomas Horsch keine Zweifel. „Wir haben in allen Mannschaftsteilen Konkurrenzkampf. Die Grundsituation ist sehr gut und das hat man gegen Wolfsburg gesehen.“ Bei den Frauen des SV Werder Bremen hat sich eben einiges getan. (tos)