Wer zu lange auf Supermarktparkplätzen steht oder vergisst, eine Parkscheibe ins Auto zu legen, muss immer häufiger mit einem saftigen Knöllchen rechnen.
Was das Besetzen von Parkplätzen angeht, ist bei vielen Supermärkten Schluss mit lustig. Egal ob bei Edeka, Lidl oder Rewe - wer nicht ordnungsgemäß parkt, muss mit Bußgeld rechnen. Und das kann ziemlich happig ausfallen - bis zu 30 Euro werden teilweise verlangt.
Warum greifen Supermärkte immer härter durch?
Knöllchen auf Supermarktparkplätzen gibt es nicht erst seit gestern, doch immer häufiger engagieren Händler externe Firmen zur Überwachung ihrer Parkplätze. Damit soll verhindert werden, dass die Stellplätze missbräuchlich verwendet werden, zum Beispiel in der Nähe von Bahnhöfen.
"Um unseren Kunden weiter die Möglichkeit des bequemen und barrierefreien Parkens in direkter Nähe unserer Märkte anbieten zu können, ist Parkplatzüberwachung durch externe Dienstleister leider häufig notwendig", erklärt die Sprecherin der Edeka-Regionalgruppe Minden-Hannover, Mareike Polonius, der Neuen Westfälischen.
Thomas Kunz, vom Handelsverband OWL, stimmt da zu: "Ständig belegte Parkplätze sind ein Wettbewerbsnachteil, den sich kein Händler leisten kann." Denn wer vor seinem Supermarkt keinen Platz findet, fährt einfach weiter zum nächsten.
Dürfen die Supermärkte Bußgelder verlangen?
Da die Parkplätze zum privaten Grundbesitz der Händler gehören, ist das Verlangen von Bußgeldern durchaus legitim - solange in Form von Schildern deutlich auf die Bedingungen und die Folgen der Missachtung hingewiesen wird.
Trotzdem stößt das Verhalten der Supermärkte den Kunden sauer auf: Denn die Überwachung der Parkplätze nimmt ärgerliche Ausmaße an.
So wurde eine Bielefelderin vor einer Rewe-Filiale dazu aufgefordert, die Parkscheibe ins Heck des Autos zu legen, da der Wagen mit der Front vor einer Hecke stand. Beim nächsten Besuch des Supermarktes wies sie ein anderer Kontrolleur allerdings wieder zurecht, da er die Parkscheibe nicht am Heck suchen würde.
Bei einer Lidl-Filiale in Minden fiel einer Mutter an der Eingangstür des Supermarktes auf, dass sie die Parkscheibe vergessen hatte. Doch als der Kontrolleur bemerkte, dass sie sie nachträglich aufs Armaturenbrett legen wollte, regnete es trotzdem ein Knöllchen - weil sie bereits einige Minuten ohne Parkscheibe auf dem Stellplatz gestanden hatte.
Video: Auf Parkplatzsuche per App - der akte-Praxistest
Gegenüber Bild.de beschwerte sich ebenfalls eine Kundin des Geschäftszentrums Wülfeler Brauerei in Hannover: "Ich war nur zehn Minuten einkaufen. Jetzt klemmt ein gelber Zettel unterm Scheibenwischer. Ein Unding." 30 Euro wurden für den Parkscheiben-Verstoß fällig - im normalen Straßenverkehr wären das zehn Euro.
Gerade auf dem Parkplatz des Geschäftszentrums waren die Hinweisschilder hinsichtlich der Parksituation leicht zu übersehen - klein, blau und auf Laternenhöhe.
Kann ich mich gegen die Knöllchen wehren?
Leider können Betroffene nicht viel gegen diese Strafzettel ausrichten, wie Anwalt Matthias Doehring erklärt: "Das Knöllchen ist kein Bußgeld, sondern eine privatrechtliche Vertragsstrafe. Wenn der Kunde auf den Privatparkplatz fährt, erklärt er sich mit den Bedingungen einverstanden."
Übertreiben es die Supermärkte mit ihren Parkkontrollen? In diesem Fall ging eine Lidl-Filiale auf jeden Fall zu weit - sie ließ einen abgeschleppten Wagen gleich verschrotten.
Und in Schottland verklagte ein Arbeitgeber seine eigenen Mitarbeiter wegen Falschparkens. Auch in London bekam eine Mutter erst vor kurzem einen dreisten Strafzettel - als sie versuchte, ihrem Sohn das Leben zu retten.
Von Franziska Kaindl/Video: Glomex