Nach dem Riesenhype im Test: Wie gut ist die Playstation 5 wirklich?

Am Donnerstag erscheint die neue Playstation 5 auch in Deutschland. Wir haben sie bereits getestet und beantworten die Frage: War der ganze Hype berechtigt?
 ©Sony/handout

Die Playstation 5 steht vor der Tür – begleitet von einem riesigen Hype. Zurecht? Wir haben die Next-Gen-Konsole getestet und beantworten alle Fragen.

  • Die Playstation 5 erscheint am 19. November in zwei Varianten in Deutschland – mit (499 Euro) und ohne Laufwerk (399 Euro).
  • Sie ist bereits im Vorfeld überall ausverkauft.
  • Die neue Konsole ist ihrer Vorgängerin in fast allen Details dramatisch überlegen. Nur eine Entscheidung dürfte noch für Diskussionen sorgen.

Das ewige Konsolenrennen zwischen Sony mit der Playstation und Microsoft mit der Xbox ging in der letzten Generation überdeutlich aus. Rund 114 Millionen Exemplare von Playstation 4 und der leistungsgesteigerten PS4 Pro wurden bislang verkauft, Microsofts Xbox One und die gedopte One X kamen auf rund 48 Millionen verkaufte Konsolen. Doch jetzt werden die Karten neu gemischt.

Nahezu zeitgleich erscheinen die PS5 und die neue Xbox. Sony schickt dabei die PS5 in zwei Varianten an den Start, die sich nur dadurch unterscheiden, dass eine ein UHD-BluRay-Laufwerk hat und die andere nicht. Microsoft indes schickt mit der Series X und der Series S* zwei Varianten an den Start, die sich auch leistungstechnisch und beim Preis deutlich unterscheiden. Wir schauen uns in diesem Text die Playstation 5 mit Laufwerk an, die Sony freundlicherweise für Testzwecke bereit stellte. Dabei versuchen wir, die Fragen zu beantworten, die uns selbst vor dem Test bewegten.

Ist die Playstation 5 wirklich so groß, wie sie auf den Bildern erscheint?

Kurze Antwort: Ja. Die Playstation 5 ist sehr, sehr groß. Die Packung ist riesig und wird nahezu komplett von der Konsole ausgefüllt. Man braucht schon einiges an Platz neben oder unter dem Fernseher - je nachdem, wie man sie aufstellen möchte.

Kann man die PS5 nur hochkant aufstellen oder auch hinlegen?

Es geht beides. Allerdings ist ein bisschen Fummelarbeit nötig. Durch ihr aufsehenerregendes und durchaus umstrittenes Design neigt die PS5 zum Kippeln – ganz egal, ob man sie nun horizontal oder vertikal aufstellt. Deswegen wird ein Standfuß mitgeliefert. Steht die Konsole senkrecht, muss man den Fuß unten anschrauben, legt man sie wie auf dem Foto hin, klemmt man den Standfuß nur ein. Wirklich souverän wirkt das alles nicht, andererseits schleppen wohl nur die wenigsten die immerhin 4,5 Kilogramm schwere Konsole dauernd in der Gegend herum.

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Warum ist die PS5 eigentlich so groß?

Die PS4 und die PS4 Pro waren tolle Konsolen mit einem fantastischen Spieleangebot, hatten aber ein großes Problem: Sie waren furchtbar laut. Insbesondere die PS4 Pro in der ersten Generation machte, wenn sie gefordert wurde (also gegen Ende des Konsolenzyklus eigentlich bei jedem Spiel), einen Lärm wie ein startender Düsenjet, weil die Lüfter jaulten, um die Komponenten zu kühlen. Da brauchte es schon entweder ein gutes Headset oder eine ordentliche Heimkinoanlage, um den Lärm zu übertönen. Das sollte bei der PS5 unbedingt anders werden. Deswegen wurde ein aufwändiges Kühlungskonzept verbaut – und das brauchte Platz. Was uns zur Frage bringt:

Hat es sich gelohnt? Ist die PS5 die erste leise Playstation seit vielen Jahren?

Ja, ist sie. Klar hört man den Lüfter, der die moderne Technik auf Temperatur halten soll. Aber der säuselt nur noch extrem leise vor sich hin. Sitzt man in ein paar Metern Abstand vor der PS5, hört man fast nichts mehr. Auch das Laufwerk, das in der PS5 aufwändig gekapselt wurde, ist kaum zu hören. Und von Festplatte hört man gar nichts mehr. Warum? Die PS5 hat keine HD mehr, sondern wird mit einem technisch extrem fortschrittlichen SSD-Speicher verkauft.

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PS5-SSD: Was bringt der neue Wunder-Speicher?

In PCs und Laptops sind SSDs seit Jahren Standard, in den Konsolen drehten sich bislang immer noch die lauten, lahmen und durchaus anfälligen alten Festplatten. Das endet mit der PS5. Und Sony hat tief in die Entwickler-Trickkiste gegriffen. Verbaut wird keine Standard-SSD, sondern der extrem schnelle M2-Speicher, der in der PS5 Bandbreiten erreicht, von denen selbst moderne Gaming-PCs derzeit nur träumen können.

Die Auswirkungen sind - verbunden mit dem neuen AMD-Prozessor und 16 GB Arbeitsspeicher - dramatisch. Die Konsole bootet in Sekundenschnelle, Ladezeiten gehören weitestgehend der Vergangenheit an. Und das nicht nur bei Titeln, die für die PS5 entwickelt oder optimiert wurden, sondern auch bei „alten“ PS4-Spielen. „Destiny 2“ zum Beispiel war gegen Ende auf der PS4 Pro kaum noch spielbar. Selbst Kleinigkeiten wie das Aufrufen des Inventars oder der Karte dauerten ewig. Auf der PS5 laden die Levels um ein Vielfaches schneller, Karte und Inventar sind quasi instant verfügbar. Bei allen Dingen, die die neue PS5 mitbringt, ist der neue Speicher eine der wichtigsten Neuerungen.

PS5: Hat die Konsole absehbare Speicherplatzprobleme?

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Der neue Speicher ist teuer. Deswegen verbaut Sony vergleichsweise wenig davon. Von den 850 GB, die Sony auf die Packung druckt, bleiben nach dem Start der Konsole und der obligatorischen Installation des Betriebssystems noch etwas mehr als 600 GB übrig. Das ist angesichts der Größe heutiger Spiele, die zwischen 30 und mehr als 100 GB groß sein können, nicht besonders viel.

Und im Gegensatz zur PS4 Pro, wo man ohne Verlust der Garantie in Windeseile einfach eine 2TB-Festplatte reinschrauben konnte, lässt sich der Speicher der PS5 nicht so ohne weiteres erweitern. Erstens, weil es derzeit noch keine von Sony zertifizierten M2-Speicherlösungen zu kaufen gibt. Zweitens, weil die Firmware dafür noch gar nicht ausgelegt wird - das soll in Zukunft aber ermöglicht werden. Und selbst wenn das irgendwann gehen sollte - billig wird eine Speichererweiterung garantiert nicht. Schaut man sich die heutigen Preise für M2-Karten an, dann kann später leicht die Hälfte des Konsolenpreises für die Erweiterung des Speichers fällig werden. Da bleibt nur, regelmäßig Spiele zu deinstallieren, die man gerade nicht spielt. Wohl dem, der eine schnelle Internetverbindung hat.

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PS5-Controller: Wie spielt sich der neue Dualsense?

Man muss ganz ehrlich sein: Sonys Controller waren nie schlecht und verbesserten sich von Generation zu Generation immer weiter, der der PS4 war sogar schon ziemlich gut – aber die Microsoft-Controller waren immer ein bisschen besser. Sie waren größer, ergonomischer und wirkten besser verarbeitet. Das hat sich mit Erscheinen der PS5 allerdings geändert. Der neue Dualsense-Controller ist fantastisch geworden. Superb verarbeitet und etwas größer als sein Vorgänger, liegt er satt in der Hand und lässt sich einwandfrei bedienen.

Das Besondere an ihm ist allerdings das neue haptische Feedback, dass sich schwer beschreiben lässt, aber wirklich einen riesigen Unterschied macht. Rumble-Funktionen gab es auch schon früher: explodierte was oder krachte man im Rennspiel seinem Vordermann ins Heck, dann rumpelte es im Controller. Das war es, dachte man. Wie viel mehr da geht, zeigt der neue Dualsense. Um seine Funktionen zu demonstrieren, installiert Sony mit „Astro`s Playroom“ gleich ein ganzes, zuckersüßes Jump-n`-Run kostenlos auf der neuen Konsole. Plötzlich merkt man an der Rüttelfunktion des Controllers, ob der tapfere kleine Roboter über Sand oder Eis läuft, ob er durchs Wasser watet oder einen gewagten Sprung vollführt. Irre eindrucksvoll.

PS5-Controller-Highlight

Genauso beeindruckend sind die adaptiven Triggertasten. Hier ändert sich kontext-sensitiv der Widerstand beim Drücken. Spannt man die Federn in Astro`s Sprunganzug, dann braucht man überraschend viel Kraft, um den Trigger zu drücken. Hat man dieses Feature einmal selbst erlebt, kommt einem das Spielen mit einem PS4-Controller auf einmal fast schal vor.

Der Controller hat zudem einen Lautsprecher und ein Mikro eingebaut, so dass man ab sofort nicht jedes Mal das Headset herausholen muss, wenn man kurz in eine Party kommt, um seinen Kumpels „Hallo“ zu sagen. Das Mikro lässt sich übrigens leicht jederzeit über eine Hardware-Taste direkt unter der Playstation-Taste stummschalten.

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Die Frage aller Fragen: Wie gut ist die Grafik der Playstation 5?

Die PS5 ist ohne Zweifel eine extrem leistungsfähige Konsole mit reichlich Dampf unter der Haube. Den braucht sie auch, denn Sony verspricht, dass die Spiele durchgehend in 4K-Auflösung laufen sollen. Und wenn man sich vor Augen führt, dass für eine 4K-Auflösung viermal mehr Pixel berechnet werden müssen als bei Full HD, dann ahnt man, wie schwer Prozessor und GPU schuften müssen, um das Ganze in mindestens 60 Frames auf den Bildschirm zu zaubern.

Das bedeutet aber auch, dass die Anschaffung einer PS5 eigentlich nur dann sinnvoll ist, wenn man einen 4K-Fernseher (idealerweise mit ordentlichem HDR) besitzt. Sonst kauft man sich einen Ferrari, um nur im ersten Gang zu fahren.

Die Spieleentwickler brauchen Zeit

Die neuen Spiele für die PS5 sehen alle sehr gut aus. Allerdings ist der grafische Unterschied zur PS4 Pro jetzt auch nicht so riesig, dass man mit offenen Augen fassungslos auf den Bildschirm starrt. „Spiderman - Miles Morales“ ist auch auf der PS4 Pro ein wunderschönes Spiel, das auf der PS5 mit zusätzlichen Grafikeffekten und butterweicher Framerate punktet. Man muss aber sagen, dass es bis jetzt immer so war, das erst im Verlauf einer Konsolengeneration die Entwickler die Hardware wirklich ausreizen. Vergleicht man Launchtitel von der PS4 mit späten Grafik-Knallern wie „The last of us 2“ oder „Ghost of Tsushima“, ahnt man, wie viel in Zukunft auf der PS5 noch möglich sein wird.

Was gibt es für Spiele auf der neuen PS5?

Die Zahl der Starttitel ist überschaubar, aber es sind durchaus einige Knaller dabei, die man sich unbedingt anschauen sollte und die die Leistungsfähigkeit der Konsole unterstreichen. Wir stellen eine Auswahl vor:

Marvel‘s Spider Man - Miles Morales

Vor zwei Jahren begeisterte Marvel`s Spider Man die PS4-Zocker. Nun gibt es Nachschlag. Dieses Mal übernimmt man die Steuerung von Miles Morales, der Peter Parker, der sich noch im Originalspiel durch Manhatten geschwungen hat, in der eigenständig laufenden Erweiterung als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft vertritt. Und dabei mächtig Spaß und Eindruck macht. Der 17-jähriges schwarze Miles ist herrlich gestresst, überdreht und sympathisch, wenn er sein ganz eigenes, gewohnt spektakulär inszeniertes Abenteuer erlebt.

Wer das Hauptspiel nicht gespielt hat, muss sich keine Sorgen machen. Am Anfang wird die Story sehr schön filmisch zusammengefasst und Vorwissen im Spiderverse sorgt zwar für mehr Spaß, ist aber auch nicht unbedingt nötig. Für Neueinsteiger gibt es auch ein hervorragendes Tutorial. Grafisch eines der schönsten Spiele auf der neuen Konsole, gepaart mit einer unglaublich guten und eingängigen Steuerung - nicht nur für Fans ein Pflichtkauf.

Allerdings ist der Kauf gar nicht mal so einfach, denn bei all den Versionen verliert man schnell mal den Überblick. „Miles Morales“ gibt es als eigenständige Erweiterung sowohl für die PS4 oder die PS5 für 60 Euro. Wer 20 Euro drauflegt und die „Ultimate Edition“ kauft, bekommt eine Remastered-Variante des Originalspiels dazu.

Sackboy - A Big Adventure

Die „Little Big Planet“ Reihe mit ihrem knuffigen Helden Sackboy gehört seit dem ersten Teil 2008 fest zur Playstation-Welt. So süß die Titel auch waren - sonderlich viel konnte ich mit den Spielen selten anfangen. Was auch daran lag, dass sich Sackboy immer irgendwie komisch steuerte. Dementsprechend skeptisch startete ich die Anspiel-Session. Und war kurz darauf vollkommen von den Socken. „Sackboy - A Big Adventure“ ist das vielleicht niedlichste, was ich je gespielt habe. Wunderschöne Welten, eine durchaus spannende und wirklich lustig erzählte Geschichte, in der unser kleine Häkel-Held gegen die Schergen des fiesen Vex antreten muss. Und das alles bei einer Steuerung, bei der man - auch Dank des Dualsense-Controllers - erstmals wirklich das Gefühl hat, jederzeit Herr der Lage zu sein.

Sackboys großes Abenteuer fesselt ungemein. Und die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist ohne Zweifel, dass man das Abenteuer nicht nur online gemeinsam mit anderen erleben kann, sondern ganz klassisch auch gemeinsam auf einer Couch mit bis zu drei Mitspielern. Ein Riesenspaß und das vielleicht beste Spiel, was man zu Beginn auf der PS5 erleben kann.

Demon‘s Souls

Demon‘s Souls veränderte, als es hierzulande 2010 exklusiv für die Playstation 3 erschien, die Spielelandschaft nachhaltig. In einer Zeit, in der Spiele immer mehr „casual“ wurden, es dem Spieler immer leichter machten, versuchten, jeden Frustmoment zu vermeiden, ging „Demon‘s Souls“ in die genau entgegengesetzte Richtung. Es war bockschwer, aber fair. Die Frustration rührte nicht daher, dass das Spiel schummelte, sondern man ärgerte sich darüber, dass man einfach nicht gut genug war. Und versuchte es wieder und wieder und wieder, bis man diesen fiesen Boss eben am Ende doch gelegt hatte. Der Lohn war eine Befriedigung und ein Stolz, die man vorher lange nicht mehr in dieser Form verspürt hatte.

Dazu kam eine düstere, gruselige, melancholische Geschichte, die nicht einfach vorgekaut, sondern über ihre Welt erzählt wurde. Ein einmaliges Erlebnis, das „Demon‘s Souls“ zu einem Klassiker und nach und nach zu einem Riesenerfolg machte, der ein ganzes Genre begründete, das mit „Dark Souls“ und „Bloodbourne“ weitere Perlen hervorbrachte, die bis heute die Spieler begeistern.

Rein technisch war das erste „Demon‘s Souls“ allerdings schon damals höchst durchschnittlich. Deswegen war es perfekt geeignet, als Starttitel für die PS5 noch einmal komplett aufpoliert zu werden. Diese Aufgabe übernahm nicht das originale Entwicklerstudio From Software, sondern die Spezialisten von Bluepoint durften ran. Sie hatten zuvor bereits dem wundervollen PS2-Klassiker „Shadow of the colossus“ ein ebenso wundervolles PS4-Remake beschert. Die Entwickler gingen mit größtem Respekt an den Klassiker. Rein spielerisch hat sich so gut wie nichts geändert, Demon‘s Souls ist immer noch ein wildes, fieses, herrliches Biest von einem Spiel. Aber es ist jetzt auch ein wunderschönes Biest. Die Grafik wurde fantastisch erneuert und beweist, was die PS5 zu leisten in der Lage ist. Nie waren finstere Keller dunkler, nie wirkte Nebel bedrohlicher, nie flackerten Fackeln realistischer und malten unheilvolle Schatten an die Wand. Ein Muss für frustresistente Spieler und Fans des Originals.

Dirt 5

Eine neue Konsolengeneration ohne Rennspiel? Früher undenkbar. Und dank „Dirt 5“ heute auch. Kaum ein Spielegenre zeigt im Wortsinn so gut wie ein Rennspiel, was so eine neue Konsole unter der Haube hat. Und da das neue Gran Turismo noch auf sich warten lässt, gibt Dirt 5 Vollgas. Die Dirt-Reihe hatte in den vergangene Jahren verschiedene Sachen versucht. Da gab es die Ableger „Dirt Rallye“, die derartig realistisch und bockschwer waren, dass nur Experten mit den Reflexen wirklich eines Jedi-Meisters wirklich Spaß daran fanden. Die eigentlich konsequent auf Spaß am Controller ausgelegte „Dirt“-Reihe indes wurde im Laufe der Jahre immer weiter aufgeblasen und um zahllose Nebenspielchen ergänzt, dass der eigentliche Fahrspaß manches Mal auf der schmutzigen Strecke blieb.

„Dirt 5“ ist da anders. Es besinnt sich auf die alten Tugenden und bietet wunderbar inszenierten Fahrspaß im Dreck. Spannende und durchaus fordernde Rennen, bei denen nach Herzenslust gerempelt wird. Das alles auf extrem schicken Strecken mit dynamischem Wetterwechsel. Ein perfektes, entspannendes Feierabendspiel für alle Bleifüße unter den PS5-Neukäufern.

Call of Duty - Black Ops: Cold War

Um die Leistungsfähigkeit neuer Hardware zu belegen, eignen sich neben Rennspielen natürlich Ego-Shooter ganz besonders. Daher verwundert es kein bisschen, dass Activision pünktlich zum Start der Playstation 5 auch ein neues „Call of Duty“ ins Rennen schickt. Diesmal bekommt der Unterableger „Black Ops“ einen neuen Serienteil spendiert. Die „Black Ops“-Spiele waren schon in der Vergangenheit meist die storymäßig interessantesten Teile der Serie. Das bestätigt sich erneut.

Hatte sich „Modern Warfare“ im vergangenen Jahr komplett dabei verrannt, die Schrecken des Krieges ausgerechnet in einem Spiel darstellen zu wollen, dass die Schrecken des Krieges als Entertainmentprodukt verpackt, wird jetzt wieder eine vollkommen durchgedrehte Agentenschnorre erzählt. Damit besinnt sich die Serie auf ihre Wurzeln. „Call of Duty“ war eigentlich meistens das Spiele-Äquivalent eines 80er-Jahre-Action-Films: Man war sich immer darüber im Klaren, dass das, was man da gerade spielt, eigentlich ein ziemlich gewaltverherrlichender Quatsch ist, dadurch, dass alles auf 100-Prozent-Krawall gedreht ist, konnte man es aber nie so ganz ernstnehmen, was den Konsum erleichterte.

Cold War“ erzählt nun die Geschichte, die während der Hochphase des Kalten Kriegs spielt, in der sich CIA und KGB ein grausames Scharmützel nach dem anderen liefern. Ronald Reagan läuft durchs Bild, es wird geraucht, getrunken, die Frisuren sind lächerlich und die Sonnenbrillen grotesk, dazu läuft New Order - schaltet man das Hirn ein bisschen aus, ist das herrlich.

Erstmals ein frei konfigurierbarer Hauptcharakter

Dazu kommt, dass sich spielmechanisch relativ viel getan hat. Es wird deutlich mehr geschlichen und weniger geballert als serientypisch. Und das ist tatsächlich ein Gewinn, weil es die ganze Sache deutlich abwechslungsreicher gestaltet. Deutlich ausbaufähig ist dagegen das Charaktersystem: Zwar baut man sich am Anfang seinen eigenen Hauptcharakter, der nicht nur männlich, sondern auch weiblich oder non-binär sein darf - aber dann sagt die Hauptfigur das ganze Spiel über kein Wort. Hübsch eingebaut sind allerdings die Entscheidungen, die man im Spiel immer mal wieder treffen darf und die durchaus Auswirkungen auf den Verlauf der Story haben.

Technisch ist die PS5-Version von „Cold War“ eindrucksvoll geraten. Es sieht wirklich sehr gut aus, die Schauplätze sind extrem realistisch und abwechslungsreich gestaltet, dazu läuft alles auf der neuen Konsole butterweich. Und wer „Cold War“ einmal mit dem neuen Dualsense-Controller gespielt hat, der möchte anschließend garantiert zu keinem anderen Eingabegerät mehr greifen.

Die Story ist bei den Call of Duty-Spielen allerdings immer nur eine Art Zugabe, denn nach gut sieben Stunden ist das unterhaltsame Spektakel schon wieder vorbei. Wer sich das Spiel also nur dafür kauft, könnte enttäuscht sein. Aber die meisten gönnen sich ein CoD ohnehin für den umfangreichen Multiplayer-Part. Ob der sich allerdings gegen den extrem beliebten Multiplayer des Vorgängers durchsetzen kann, wird sich erst noch zeigen.

Assassin‘s Creed Valhalla

Die Assassin‘s Creed-Reihe gehört seit vielen Jahren zur Vorweihnachtszeit. Dabei zeigte sich allerdings, dass die Qualität teilweise sehr schwankte. So stand zu befürchten, dass nach dem wunderbaren „Assassin‘s Creed Odyssey“ vor zwei Jahren wieder einer der schwächeren Ableger der Reihe folgen könnte, wie es schon oft so gewesen ist. Doch Ubisoft legt ganz stark nach: Statt des alten Griechenlands machen wir im neuen Teil das Englaland des 9. Jahrhunderts unsicher. Und nicht alleine, sondern als Teil einer Wikingerstreitmacht, die nach Intrigen und Ränkespielen in der Heimat ihr Glück im fernen England sucht.

Wir spielen Eivor, einen Charakter, der wahlweise männlich oder weiblich oder beides sein kann. Beides? Das Spiel bietet an, dass es - je nach Story - immer wieder zwischen der männlichen und der weiblichen Variante hin- und herschaltet. Klingt ungewohnt, ist aber interessant. Im Englaland, wie es damals genannt wurde, kommen wir nach dem serientypisch langen Tutorial an. Dann suchen wir uns in spannenden „Sagas“ Verbündete, eliminieren gewohnt brutal Bösewichte und gehen mit unserem mit bärtigen Wikingern besetzten Langboot auf Raubzüge.

Das ist wunderbar in eine Geschichte voller interessanter Charaktere eingebettet, spielt sich super und sieht - insbesondere auf der PS5 - einfach atemberaubend schön aus. Hier und da zickt die Steuerung zwar ein bisschen und die wahnsinnig öden kurzen Ausflüge in die Gegenwart könnte sich Ubisoft wirklich langsam schenken, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch. Schnell gerät man in die übliche Suchtspirale: Noch schnell dieses Kloster plündern, damit ich endlich dem Tätowierer in meinem Heimatdorf eine Hütte bauen kann (der Siedlungsbau ist unfassbar motivierend), schnell noch zu diesem Schatz rennen, der da in der Ferne glitzert, oh, da wartet eines der Rätsel, die alle eine überraschende kleine Geschichte erzählen - „Valhalla“ ist ein Zeitfresser de luxe und bietet jede Menge Spaß für sein Geld.

Watch Dogs: Legion

Mit „Watch Dogs: Legion“ bringt Ubisoft fast zeitgleich zum neuen Assassin‘s Creed Valhalla ein zweites großes Open-World-Spiel heraus. „Legion“ spielt allerdings nicht in der Vergangenheit, sondern in einer nahen, dystopischen Zukunft, in der London zu einer Überwachungsregion orwell‘schen Ausmaßes geworden ist. Kernelement des Spiels ist nach wie vor das Hacken. Wir können so ziemlich alles in der Spielwelt digital manipulieren und so zu unserem Vorteil nutzen. Das ist ebenso interessant wie spaßig umgesetzt.

Ansonsten könnten die Unterschiede zu Valhalla krasser kaum sein, obwohl der selbe Entwickler und Publisher für den Titel verantwortlich ist. Die Story ist nicht der Rede wert, Verschwörung, Widerstand, jede Menge cooles Hackergeschwätz. Was „Legion“ fehlt, ist eine Hauptfigur, mit der man sich identifizieren kann, mit der man mitfiebert. Was daran liegt, dass sich das neue Watch Dogs traut, neue Wege zu gehen. Es gibt schlichtweg keine Hauptfigur mehr. Stattdessen können wir jede einzelne der tausenden NPC-Figuren, die im futuristischen London herumrennen, über eine Mission für uns gewinnen und anschließend selbst steuern. Das ist spannend und technisch faszinierend, weil es endlich mal ein wirklich neuer Ansatz ist.

So komplett geglückt ist es aber nicht. Weil die Charaktere dann natürlich immer irgendwie generisch wirken, weil sie aus einer (großen) Anzahl von Variablen zusammengebaut werden. Ein Beispiel: Die Figur, die wir uns zu Beginn zusammengeklickt haben, um mit ihr zu starten, hat eine furchtbare, nervtötende Synchronstimme. Das merken wir aber erst, wenn es zu spät ist. Wie froh waren wir dann, als wir, nachdem wir Camden befreit hatten, eine Super-Hackerin als neuen Charakter spendiert bekamen. Nur um dann zu merken, dass sie die selbe supernervige Synchronstimme hatte wie ihre Vorgängerin...

„Watch Dogs: Legion“ ist kein schlechtes Spiel, nicht dass das falsch verstanden wird. London ist bezaubernd schön dargestellt und sehr belebt, die Spielmechaniken funktionieren einwandfrei. Zumindest beim Tester wollte allerdings nicht so recht der Funken überspringen. Was viel mit „Assassin‘s Creed: Valhalla“ zu tun hatte. Denn auch in der dystopischen Zukunft ist das „Besser“ des „Guten“ Feind.

Fazit: Wird die PS5 dem Hype gerecht?

Die Vorschusslorbeeren sind gewaltig und verdient: Die PS5 ist ein feines Stück Technik geworden. Groß, schwer, leise und verdammt schnell. Dazu kommt mit dem Dualsense-Controller mit seinem haptischen Feedback und den adaptiven Triggern ein technisches und spielerisches Kabinettstückchen. Wer einen HDR-fähigen 4K-Fernseher besitzt, kann bedenkenlos zugreifen. Wenn er denn irgendwo eine Konsole bekommt – die Geräte sind überall ausverkauft, wer keine vorbestellt hat, wird heuer wahrscheinlich keine mehr bekommen. Zum Launchtag am kommenden Donnerstag werden in den Geschäften keine Geräte verfügbar sein - Sony möchte einen Massenansturm in Corona-Zeiten unter allen Umständen vermeiden.

Braucht man unbedingt gleich eine PS5?

Wer eine ergattern kann, darf sich freuen - alles richtig gemacht und viel Spaß mit der neuen Playstation. Alle, die bei der bizarren Vorbestellaktion, die mitten in der Nacht und ohne Ankündigung startete, leer ausgegangen sind, müssen jetzt aber auch nicht weinend zusammenbrechen. Die Produktion läuft, über kurz oder lang wird jeder, der will, eine Konsole bekommen. Die Spiele, die zum Start verfügbar sind, sind durch die Bank sehr, sehr gut. Aber die meisten von ihnen erscheinen parallel auch für die PS4 - man verpasst also relativ wenig. Zudem liegt die Preisempfehlung für etliche PS5-Titel um zehn Euro höher als bei der PS4 - 80 Euro sind schon viel Geld.

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Welche PS5 soll man kaufen – die mit oder ohne Laufwerk?

100 Euro weniger für die digitale PS5 ohne Laufwerk klingen erst einmal nach einem guten Angebot. Allerdings relativiert sich das schnell, wenn man kurz drüber nachdenkt. Denn kauft man die Version ohne Laufwerk, kann man seine Spiele ausschließlich über den PS Store auf der Konsole digital erwerben. Ein Weiterverkauf des Titels ist damit ausgeschlossen, auch der Erwerb von gebrauchten Spielen oder Klassikern aus der Grabbelkiste sind damit unmöglich. Zudem haben viele noch zahlreiche PS4-Disks zu Hause stehen, die sie problemlos spielen können, wenn sie denn eine PS5 mit Laufwerk haben. Die neue Konsole kann fast alle PS4 Spiele abspielen.

Zudem bekommt, wer die Disk-Variante der PS5 kauft, dazu auch noch einen hervorragenden UHD-BluRay-Player quasi gratis dazu. Kauft man sich ein solches Gerät separat, wird man schnell 150 Euro los. Und auch wenn Netflix & Co. damit werben, dass sie 4K-Inhalte streamen - die Datenmengen, die auf eine UHD-BluRay passen, können die Streaminganbieter auf absehbare Zeit nicht anbieten. Wer einmal eine UHD-BluRay auf einem geeigneten Fernseher gesehen hat, erkennt sofort den Unterschied. Ein besseres Bild und einen wuchtigeren Ton fürs Heimkino bekommt man derzeit nicht. (st) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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