Sportchef im Schwebezustand: Zwischen Krise und erhofftem Aufbruch ist Baumanns Zukunft bei Werder weiter ungewiss

Wohin führt der Weg von Frank Baumann? Die Zukunft om Sportchef des SV Werder Bremen ist weiter ungewiss.
 ©gumzmedia

Bremen – Eigentlich war die Zeit als Urlaub geplant, und knapp bemessen war sie mit gerade einmal drei Tagen ohnehin – ganz ohne Arbeit ging es für Frank Baumann Anfang September dann aber doch nicht. Dafür war die Aufgabe, die sich der Sportchef des SV Werder Bremen mit in die freien Tage genommen hatte, einfach zu wichtig.

Direkt nach dem Transferschluss und kurz vor der Mitgliederversammlung des Vereins hatte sich Frank Baumann aus dem Norden verabschiedet, um kurz mal den Kopf freizubekommen, um an einer Familienfeier teilzunehmen – und um diesem Manuskript endlich den letzten Schliff zu verpassen. Ein paar Tage später, zurück in Bremen, benannte er während seiner Rede an die Vereinsmitglieder von Werder Bremen dann offen eigene Fehler, demonstrierte aber auch Entschlossenheit und Tatkraft – für eine Zukunft, die für den 45-Jährigen auch Anfang Oktober noch immer im Dunkeln liegt.

Ob Baumanns im kommenden Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird oder nicht, entscheidet der neue Aufsichtsrat, der gerade dabei ist, sich die nötigen Einblicke dafür zu erarbeiten. „Für mich ist das Thema weit weg. Ich werde mich erst damit beschäftigen, wenn der Aufsichtsrat auf mich zukommt“, sagt Baumann, der Nachfragen zu seinen eigenen Absichten konsequent ausweicht – insgesamt im Gespräch mit der DeichStube aber durchaus den Eindruck macht, als würde er seine Aufgabe bei Werder Bremen noch lange nicht als beendet ansehen.

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Fans von Werder Bremen forderten lautstark den Rauswurf von Frank Baumann

3:0 gegen Heidenheim, das Flutlicht an, die Ränge voll – am vergangenen Spieltag ging es für Werder Bremen in der 2. Bundesliga mal wieder aufwärts in der „großen Wellenbewegung“, mit der Baumann sinnbildlich die öffentliche Stimmung rund um den Verein seit dem Sommer beschreibt. Der Abstieg als Tiefpunkt, klar, dann die Verpflichtung von Trainer Markus Anfang als Lichtblick. Etwas später das bittere Pokal-Aus in Osnabrück, das peinliche 1:4 gegen Paderborn und über all dem schwebend die heiß ersehnten Transfers, die so lange auf sich warten ließen, um letztlich doch noch zu kommen und der Mannschaft eine Perspektive zu geben. Es sind die vielleicht turbulentesten Monate der Vereinsgeschichte, die hinter Werder liegen. Frank Baumann haben sie ohne Frage viel Kraft gekostet. „Die Zeit war nicht immer angenehm“, sagt der Ex-Profi, der nach dem verpassten Klassenerhalt zum Hauptziel der öffentlichen Kritik geworden war, dessen Rauswurf Teile des Publikums während des Paderborn-Spiels lautstark gefordert hatten.

Frank Baumann hatte keine Gedanken daran verloren bei Werder Bremen aufzuhören

Baumann hat das wahrgenommen, natürlich hat er das. Zeitung liest er ohnehin, und auch in den sozialen Netzwerken hat er sich umgesehen. „Man kann sich ja nicht zu Hause einsperren und alles ignorieren. Was hilft, ist in so einer Situation bei sich zu bleiben, dazu die Rückendeckung der Familie und des Vereins zu spüren“, sagt er. Und weiterzumachen, fokussiert, „sich voll auf die Aufgaben zu konzentrieren“. Gedanken ans Aufhören? Gab es nicht, sagt er. Genug zu tun dafür schon. Zumal der Sportchef seine Rolle vor der laufenden Saison etwas angepasst hat.

Während der Spiele von Werder Bremen sitzt Frank Baumann nicht mehr auf der Bank, auch an den Pressekonferenzen vor den Partien nimmt er nicht mehr teil. Beide Aufgaben hat Clemens Fritz, Werders „Leiter Profifußball“, übernommen, damit sich der Geschäftsführer Sport verstärkt um andere Dinge kümmern kann. Beispielsweise um den Austausch mit dem Leistungszentrum oder um das Scouting. Vor Auswärtsspielen reist Baumann deshalb nicht mehr einen Tag vorher mit der Mannschaft an, ist generell nicht mehr so nah dran am Team, wie es sich Anfangs Vorgänger Florian Kohfeldt noch ausdrücklich gewünscht hatte. „Ich bin mit der neuen Verteilung sehr zufrieden, weil Clemens und ich unsere Stärken besser einbringen können“, sagt er. Komplett aus der Öffentlichkeit verschwinden will Baumann aber nicht. Vielmehr ist geplant, dass er künftig Ansprechpartner für übergeordnete, operative Themen ist, wie es in der Vergangenheit oftmals Marco Bode als Chef des Aufsichtsrats gewesen war. „Es geht um andere Schwerpunkte“, sagt Baumann. Auch darum, Zusammenhänge zu erklären, um etwaige Kritik gar nicht erst aufkommen zu lassen.

So war es beispielsweise kein Zufall, dass Baumann das Vorgehen während der Trainersuche nach der Entlassung von Kohfeldt derart detailliert gegenüber den Medien geschildert hat. „Das ist eigentlich nicht meine Art, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es helfen kann, gewisse Dinge in der Öffentlichkeit zu erklären, die für mich ganz normal sind“, sagt er.

Wie lange bleibt Frank Baumann dem SV Werder Bremen noch erhalten?

Genau das wird Frank Baumann von nun an auch gegenüber dem neuen Aufsichtsrat tun. Erklären, Einblicke geben, Pläne skizzieren, seine Visionen vortragen – wobei der Sportchef wert auf die Feststellung legt, „dass ich als Person nicht entscheidend bin“. Entscheidend sei vielmehr, dass der gesamte Verein eine Philosophie habe, die personenunabhängig funktioniere, „ganz egal, wer bei Werder Bremen Sportchef ist und wer Cheftrainer“. Er selbst trage dazu nur seinen Teil bei. Womit wir wieder bei der Fragestellung vom Beginn dieses Textes wären: Wie lange eigentlich noch?

Zwei Jahre ist es her, da hat Frank Baumann während eines Sportforums in seiner fränkischen Heimat mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, spätestens im Alter von 50 Jahren als Sportchef des SV Werder Bremen Schluss machen zu wollen. Es ist ein Plan, der bis heute gilt. „Meine Überzeugung ist es, dass es sowohl für den Verein als auch für meine Familie und mich gut sein kann, wenn auf dieser extrem arbeitsintensiven Position nach spätestens zehn Jahren ein Wechsel stattfindet“, sagt er. Aber wirklich erst dann?

Frank Baumann wird Ende Oktober 46, und angesichts der kräftezehrenden Monate, die hinter ihm liegen, könnte sich das doch wie 50 anfühlen, oder? Zumal der Vertrag ohnehin ausläuft. Der Sportchef lacht bei diesem Einwand, weicht abermals aus und sagt, dass es für eine Entscheidung „einfach noch zu früh“ sei. Für ihn gehe es aktuell nur darum, „jeden Tag mein Bestmögliches dafür zu geben, damit es Werder Bremen finanziell und sportlich wieder besser geht“. Bald wird der Aufsichtsrat entscheiden, ob er Baumann diesen Job weiterhin zutraut. (dco) Lest auch: „Werder Bremen liegt nicht in Schutt und Asche“ - Andreas Hoetzel zieht zu seinem Ende als Aufsichtsrat Bilanz. Und: Werder Bremen plant mit Klaus Filbry und wartet bei Frank Baumann bis zum Winter ab!

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