Wird es ein alter Bekannter? Klare Eberl-Tendenz zeichnet sich wohl bei Tuchel-Nachfolge ab

Thomas Tuchel muss den Trainerstuhl beim FC Bayern in wenigen Wochen räumen. Bei der Nachfolge-Frage soll es aktuell einen klaren Favoriten geben.

München – Beim FC Bayern deutet einiges auf ein weiteres Trainer-Comeback hin. Nachdem Jupp Heynckes, der gleich vier Amtszeiten an der Säbener Straße erlebte, und Ottmar Hitzfeld in der Vergangenheit bewiesen haben, dass auch zweite und weitere Anläufe sitzen können, darf ab Sommer womöglich Julian Nagelsmann zeigen, dass er aus seinem ersten Stint die richtigen Schlüsse gezogen hat.

FC Bayern auf Trainersuche: „Nagelsmann momentan Topfavorit auf Tuchel-Nachfolge“

Das jedenfalls wollen die Bild-Reporter Christian Falk und Tobias Altschäffl erfahren haben. Im „Bayern Insider“-Podcast verrät Falk: „Unsere Recherchen haben ergeben, Julian Nagelsmann ist der Topfavorit momentan auf die Tuchel-Nachfolge.“ Allerdings nannte er die Personalie zugleich „schon kurios“.

Immerhin ist es gerade einmal gut ein Jahr her, dass Nagelsmann beim Rekordmeister vom Hof gejagt wurde. Weil die damalige Führungsriege um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic das angestrebte Triple in Gefahr sah und sich die Chance auf eine Verpflichtung von Thomas Tuchel nicht entgehen lassen wollte. Das Ende vom Lied ist bekannt: Lediglich die Meisterschale wanderte in einem Herzschlagfinale nach München, in diesem Jahr droht die erste titellose Saison seit Urzeiten.

Nagelsmann zum FC Bayern? „Auch in Eberl gibt‘s einen großen Fürsprecher“

Doch auch Altschäffl unterstreicht, dass derzeit viel für den aktuellen Bundestrainer spricht. „Es ist dann doch im Laufe der Wochen recht schnell gegangen nach der Alonso-Absage. Julian Nagelsmann ist immer weiter nach oben gerückt“, berichtet er: „So wie es aussieht – die Bayern hätten ihn gerne, ich glaube, auch in Max Eberl gibt’s einen großen Fürsprecher für Nagelsmann –, hat sich die Stimmung gewandelt an der Säbener Straße.“

Zwar sei die Personalie „noch nicht definitiv festgezurrt“. Und es klingt auch nicht so, als müsste nur noch Nagelsmann den Daumen heben. Aber laut Altschäffl würden schon „Szenarien kreiert“ werden, damit der aktuelle Job des 36-Jährigen, der ihn im Sommer aufgrund der Heim-EM unentbehrlich macht, kein Hindernis darstellt. Um zu garantieren, dass sich der künftige Trainer während des Turniers auf seine Arbeit konzentrieren kann, sollen die Kaderpläne bereits vorher festgelegt werden.

Neuer Trainer beim FC Bayern: Neben Nagelsmann offenbar noch Rangnick und De Zerbi im Rennen

Dann müssten der neue Sportvorstand Eberl und Sportdirektor Christoph Freund diese in den EM-Wochen umsetzen. „Es wird sich schon zurechtgelegt, wie man das Ganze gut begründen könnte“, sagt Altschäffl zu einer Nagelsmann-Rückkehr. Insgesamt seien noch drei Kandidaten im Rennen. Mit Ralf Rangnick ein weiterer aktueller Nationaltrainer, der mit Österreich überraschen will. Außerdem Roberto De Zerbi, der mit Brighton & Hove Albion in der Premier League für Aufsehen sorgt.

Hinsichtlich des Italieners schreibt jedoch Falk auf dem Insider-Portal caughtoffside.com, die Bayern-Bosse seien nicht sicher, ob er zum Verein passe. Denn De Zerbi gelte als schwierig, spreche kein Deutsch und würde mit einem großen Trainerteam auf der Matte stehen. Immerhin: Eberl habe bereits Kontakt aufgenommen, De Zerbi sei interessiert.

Nagelsmann vor Bayern-Rückkehr? Mannschaft könnte laut Experten ein Hindernis sein

Beides soll für Nagelsmann auch gelten. Der bekennende Bayern-Fan dürfte darauf brennen, sich doch noch in die Herzen der Fans zu coachen und die schon jetzt üppige Trophäensammlung des FC Bayern auszuweiten.

Das Bild-Duo erwähnt aber auch, dass eine Rückkehr alles andere als unproblematisch wäre. Zwar sind Kahn und Salihamidžić mittlerweile FCB-Geschichte, „aber die Spieler von damals sind ja teilweise noch da“, betont Falk. Zwischen Trainer und Team knirschte es seinerzeit durchaus: „Julian Nagelsmann war damals auch ziemlich verzweifelt mit dieser Mannschaft. Alles, was jetzt Tuchel durchlebt, hat er auch schon durchgemacht.“ Auch er sei mehrmals beim Vorstand vorstellig geworden, weil die Stars ihm nicht immer gefolgt seien.

Nagelsmann und die Bayern-Stars: Zweifel beim Umgang mit Neuer oder Goretzka

Altschäffl verdeutlicht, dass Nagelsmann zugetraut werde, junge Spieler zu entwickeln. Doch wie er mit den Stars zurechtkomme, wäre eine ungleich spannendere Frage: „Mit Lewandowski hat es nicht geklappt, mit Neuer hat es ein bisschen gekracht. Und ich glaube auch bei Leon Goretzka.“ Bei Letzterem sei es sogar möglich, dass Nagelsmann im DFB-Team auf ihn verzichtet, um dann wenige Wochen später im Verein mit ihm zu arbeiten: „Ich glaube, das ginge nicht wirklich gut.“

Daher wäre ein Nagelsmann-Comeback „natürlich ein gewisses Risiko“. Falk würde sogar weitergehen: „Es ist ein richtiges Risiko. Weil, wenn es wieder nicht funktioniert, dann würde natürlich jeder sagen: Ihr hättet es doch vorher wissen müssen. Das ist schon ein bisschen Russisches Roulette, was Hoeneß und Rummenigge da spielen.“ Auch wenn die beiden Bayern-Granden sicher nicht nur eine Patrone hätten. Letztlich komme es seiner Meinung nach auf den Patron und den Ex-Vorstandsboss an, „denn sie haben Nagelsmann schon erlebt“.

Altschäffl wiederum gibt zu bedenken: „Am Ende muss aber auch Max Eberl den Kopf hinhalten. Der muss es dann entscheiden.“ Für ihn gebe es auch viel zu gewinnen: „Wenn es funktioniert, dann könnte man auch sagen: Jetzt mit der neuen Führung klappt es auf einmal doch mit Nagelsmann.“

Nagelsmann und die Heim-EM: Sommer-Turnier könnte Bayerns Trainersuche verkomplizieren

Obendrein könnte die EM, selbst wenn die Roten ihre Transferplanungen bereits vorziehen, die Trainerfrage auch noch erschweren. „Stell dir vor, Bayern macht das mit Nagelsmann fix und die EM geht schief. Schwierig“, findet Falk.

Altschäffl dreht den Spieß um: „Stell dir vor, Deutschland wird Europameister. Das Finale wird am 14. Juli gespielt und am 15. ist dann die Feier. Ich tippe mal, dass der Trainingsauftakt bei Bayern irgendwann Anfang Juli – 3., 4. Juli – ist. Dann müssen wir mal schauen, wer dann zwei Wochen lang die Spieler, die dann dort sind, trainieren wird.“

FC Bayern sucht Tuchel-Nachfolger: Nagelsmann-Comeback wohl nur eine Frage des Zeitpunkts

Da liegen also eine ganze Menge Pro- und Contra-Argumente auf dem Rasen. Für die Bayern-Bosse wäre es sicher einfacher, einen Coach an Land zu ziehen, der bereits im Sommer den Kopf komplett für den FCB freihätte. Das Problem: Diejenigen, die verfügbar scheinen, dürften kaum wirkliche Aufbruchstimmung im Gepäck haben.

Und es stellt sich wohl wie auch bei Tuchel vor einem Jahr die Frage: Wenn der Rekordmeister bei Nagelsmann nicht zugreift, wann würde sich die nächste Chance bieten? Dass der gebürtige Oberbayer irgendwann noch einmal beim Rekordmeister aufschlagen wird, sollte so sicher sein wie die erste Meisterschaft von Bayer Leverkusen. Es geht eher darum, wann beide Seiten bereit sind für das Comeback. Ist die Zeit wirklich schon diesem Sommer reif? (mg)

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