Ralf Rangnick sagte am Mittwoch dem FC Bayern ab und bleibt damit österreichischer Teamchef. Eine Entscheidung, die den FCB auf dem falschen Fuß erwischte.
München – Am Wörthersee offenbarte sich Ralf Rangnick. Bei einem Spaziergang am späten Mittwochvormittag diskutierte österreichische Teamchef mit seinem Vertrauensmann und Pressesprecher Thomas Trukesitz offensichtlich seinen Entschluss, dem FC Bayern abzusagen.
Nervös beobachtet wurden die beiden dabei vom Präsidium des Österreichischen Fußball-Bundes, das zur selben Zeit rund um das österreichische Cupfinale im noblen Hotel Seepark tagte und sich auf den Worst Case vorbereitete. Später nahm Rangnick den Bossen die Angst - und stürzte den FC Bayern ins Chaos!
Bayern-Bosse fielen nach Rangnick-Entscheidung aus allen Wolken
Wie die tz erfuhr, informierte der Fußballprofessor den deutschen Rekordmeister am frühen Nachmittag über seine Entscheidung. Die Münchner Chefs fielen aus allen Wolken. Mit einer Absage ihres Trainer-Favoriten hatten sie nicht gerechnet. Weil bis dahin so viel für eine Zusage gesprochen hatte.
In den Gesprächen gingen die Bayern auf all seine Wünsche ein. Insbesondere die immer noch so wichtigen Aufsichtsratsmitglieder Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge kämpften um Rangnick, der beim FC Bayern den intern für notwendig befundenen Umbruch auf allen Ebenen vorantreiben sollte.
Vor wenigen Tagen hatte Rangnick seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert
Noch vor wenigen Tagen hatte Rangnick seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, die Nachfolge von Thomas Tuchel ab Sommer beim deutschen Rekordmeister zu übernehmen. Das finale Go seinerseits fehlte allerdings. Eine entscheidende Frage: Gelingt es, seinen engsten Staff mit nach München zu bringen?
Vor allem auf Co-Trainer Lars Kornetka hält Rangnick große Stücke. In der Saison 2013/14 war der Deutsche Videoanalyst des damaligen Bayern-Trainers Pep Guardiola. Kornetka kennt den Verein und seine Strömungen. Nach tz-Informationen soll er nicht sonderlich angetan von der Idee, nach München zurückzukehren, gewesen sein. Am Ende wäre aber bereit mitgekommen. Rangnicks geplantes FCB-Trainerteam stand am Dienstag.
Rangnicks Entschluss ist eine Herzensentscheidung
Mit seiner überraschenden Absage-Entscheidung folgte Rangnick seinem Bauchgefühl. Einerseits wollte der bald 66-jährige Trainer sein Leben für ein Engagement beim FC Bayern nicht mehr komplett auf den Kopf stellen. Andererseits war es für Rangnick ein Herzensentschluss, die österreichische Nationalmannschaft weiter zu betreuen. Im Falle eines Wechsels nach München, hätte er quasi parallel den Kader für die kommende Saison planen und den ÖFB bei der Europameisterschaft in Deutschland trainieren sollen. Ein Szenario, mit dem er eine erfolgreiche EURO mit der Alpenrepublik in Gefahr gesehen hätte.
„Ich bin mit vollem Herzen österreichischer Teamchef. Diese Aufgabe macht mir unglaublich viel Freude und ich bin fest entschlossen, unseren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen“, teilte Rangnick (Vertrag bis 2026) am Donnerstagvormittag via Pressemitteilung des ÖFB mit. „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele. Unsere volle Konzentration gilt der Europameisterschaft. Wir werden alles unternehmen, um dort so weit wie möglich zu kommen!“
Nach den Absagen von Meistertrainer Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) und Bundestrainer Julian Nagelsmann (DFB) sowie dem Nein von Rangnick wird die Trainersuche des FC Bayern immer komplizierter. Philipp Kessler