BVB am Scheideweg: Der ‚zweite Leuchtturm‘ war einmal

Borussia Dortmund zeigt auch nach dem x-ten Umbruch Schwankungen. Die sportliche Konkurrenz droht zu enteilen. Der Druck auf Nuri Şahin wächst.

Dortmund – Die Fans von Borussia Dortmund wissen um ihre Kraft: Die ‚Süd‘, Europas größte Stehplatztribüne, war federführend dabei, als es in den vergangenen Jahren darum ging, der UEFA und den Top-Klubs die Meinung über die inzwischen umgesetzte Reform der Champions League zu geigen. Dass sich der BVB nur deswegen erneut für die Königsklasse qualifiziert hat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

In der vergangenen Saison der Bundesliga schleppte sich Dortmund auf Platz fünf, der Hinweis auf die Konzentration auf die Champions League überzeugte als Erklärungsansatz nur bedingt. Die große Rotationsmaschine jedenfalls warf Trainer Edin Terzić erst spät an, da war das Kind sprichwörtlich bereits in den Bundesliga-Brunnen gefallen.

Erhebliche Schwankungen auch unter Nuri Şahin

Unter Nachfolger Nuri Şahin sollten die erheblichen Schwankungen beim BVB endlich der Vergangenheit angehören. In dieser Hinsicht ist der Start des 36-Jährigen allenfalls teilweise gelungen. Zuletzt folgten auf die stärkste Saisonleistung gegen Heidenheim ein vor allem in seiner Deutlichkeit schmeichelhafter Sieg in Brügge und der Rückfall in dunkelste Zeiten beim VfB Stuttgart.

Aus dem BVB werden so auch die nächsten Beobachter einmal mehr nicht schlau. Eingedenk der vielen Änderungen, die annähernd jährlich am Kader und in engen Rhythmen auch im Trainerteam vorgenommen werden, drängt sich der Verdacht auf, dass etwas Grundsätzliches beim BVB infrage gestellt werden muss: Sind die fetten Jahre vorbei?

Das Umfeld beginnt schon eine Trainerdiskussion

Die sportliche Distanz auf Meister Leverkusen, Rekordmeister Bayern und auch Vizemeister Stuttgart ist jedenfalls augenscheinlich keinen Deut geringer geworden. Das muss nach wenigen Pflichtspielen noch nicht in Stein gemeißelt sein, die Tendenz ist jedoch unverkennbar. Im Umfeld des BVB sorgt das bereits für erstes Rumoren. Trainer Şahin hat sich dabei mit einigen kuriosen Personalentscheidung selbst angreifbar gemacht.

Unter manchen Fans wird diskutiert, warum sich der BVB quasi automatisch auf den vormaligen Co-Trainer von Terzić festgelegt hat, dessen einzige Erfahrung in der Hauptverantwortung beim türkischen Mittelklasseklub Antalyaspor lag. Şahin ist derzeit noch nicht einmal ein ausgelernter Cheftrainer, bestreitet parallel zu seiner Tätigkeit beim BVB einen Lehrgang zur Pro-Lizenz beim walisischen Verband.

Auch die Kaderplanung von Sebastian Kehl wird inzwischen kritischer beäugt

Dass Şahin noch kein fertiger Fußballlehrer ist, würde wohl kaum zur Sprache kommen, wenn der BVB mit überzeugenden Leistungen von Sieg zu Sieg eilen würde. Nach einer derart krachenden Niederlage wie beim VfB kommt aber auch ein solches Thema auf den Tisch.

Das Gleiche gilt für die im Sommer noch nahezu unisono hochgelobte Kaderplanung unter Federführung von Sportdirektor Sebastian Kehl. Die spannenden Neuzugänge Maximilian Beier und Yan Couto etwa sind noch keine Sofortverstärkungen. Inzwischen wird auch darüber diskutiert, was der BVB im Sommer nicht getan hat.

Dortmunder Führungskräfte bleiben konstant inkonstant

Die Außenverteidigerpositionen wurden etwas stiefmütterlich behandelt, in der Innenverteidigung darf sich aus dem Trio Waldemar Anton, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle bloß keiner verletzen, im Offensivbereich ruhen viele Hoffnungen auf individuelle Momente der Brillanz auf den unerfahrenen Schultern von Jamie Gittens und Julien Duranville (dem Şahin bisher aus unerfindlichen Gründen keine Chance gibt).

Wenn noch dazu Führungskräfte wie Julian Brandt (neuer Vizekapitän), Emre Can (trotz viel Kritik weiter Kapitän) oder auch Schlotterbeck und Süle auch nach Jahren beim BVB weiter mit Formschwankungen zu kämpfen haben, trägt dies zum unrunden Gesamteindruck der Schwarzgelben bei – bei dem es auch keinen Superstar wie Jude Bellingham oder Erling Haaland gibt, der als Hauruck-Macher auftreten kann.

Der BVB ist nicht mehr der ‚zweite Leuchtturm‘

In der Vergangenheit gelang es dem Klub zumeist noch, sich im Laufe einer Saison zusammenzuraufen und die Mindestziele zu erreichen. Die Margen sind jedoch deutlich geringer geworden, weil nicht mehr nur der FC Bayern und sporadisch RB Leipzig sportlich vor dem BVB stehen.

Aktuell muss sich Dortmund strecken, um bei der Entwicklung von Stuttgart mitzuhalten. Von hinten drängt zudem Eintracht Frankfurt. Die Stellung als ‚zweiter Leuchtturm‘, die Hans-Joachim Watzke für den BVB über Jahre beansprucht hat, ist der Klub national inzwischen los. Jetzt geht es darum, sich überhaupt in der Spitzengruppe zu halten. Şahin hat dafür Geduld erbeten, weiß aber selbst, dass es in Dortmund keine Geschenke gibt. Das jedenfalls rief er zum Abschied Top-Talent Paris Brunner zu. Für den Trainer muss derselbe Maßstab gelten.

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