Der Spieler, der den EM-Traum Deutschlands zunichtemachte, markiert weiterhin wichtige Treffer. Einst scheiterte er bei Borussia Dortmund. Doch wieso?
Rotterdam/Dortmund – Manchem Fan der DFB-Auswahl wird beim Blick auf die anderen Viertelfinal-Hinspiele in der UEFA Nations League am Donnerstagabend ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen sein!
Während Deutschland beim ehemaligen Angstgegner Italien mit 2:1 gewann, rettete sich Europameister Spanien in den Niederlanden spät zu einem 2:2. Beim Torschützen klingelt was: Mikel Merino staubte nach einer unglücklichen Abwehraktion von Oranje-Torwart Bart Verbruggen in der Nachspielzeit zum Endstand ab.
Dieser Merino war es, der dem DFB bei der Heim-EM im Vorjahr den Traum vom Titel zunichtemachte – in „Zusammenarbeit“ mit seinem Teamkollegen Marc Cucurella und Schiedsrichter Anthony Taylor, der dessen Handspiel ungeahndet ließ. Merino köpfte am 05. Juli in Stuttgart den Ball ins Tor von Manuel Neuer und versetzte Millionen Fans einen Stich ins Herz.
Merino ist bei Arsenal der Ersatz für DFB-Star Havertz
Dass der gelernte Mittelfeldmann nun schon wieder entscheidend für Spanien in Mittelstürmer-Manier zur Stelle war, ist durchaus bemerkenswert. Immerhin war es im 32. Länderspiel des 28-Jährigen erst das dritte Tor für Merino. Ganz ungeahnt sind seine Qualitäten als Aushilfs-Angreifer aber auch nicht mehr.
Immerhin spielt Merino auf Klubebene schon seit Wochen in der vordersten Reihe. Weil beim FC Arsenal mit DFB-Star Kai Havertz und dem Brasilianer Gabriel Jesus beide etatmäßigen Stürmer langfristig ausfallen, hat Trainer Mikel Arteta seinen Landsmann und Namensvetter umfunktioniert.
In sieben Spielen als Sturmspitze für die Gunners hat Merino bereits vier Treffer erzielt, damit unter anderem die Siege gegen Leicester City und im London-Derby gegen den FC Chelsea herausgeschossen. Ein ganz großes Geheimnis ist die Torgefahr des Deutschland-Schrecks also nicht mehr.
Tuchel wollte Merino beim BVB zum Innenverteidiger umschulen
Trotzdem dürften sich in Dortmund manche verwundert die Augen reiben, wenn sie auf die aktuelle Bilanz von Merino schauen. In seiner kurzen Zeit beim BVB war der Mann aus der Stierlauf-Stadt Pamplona den Nachweis schuldig geblieben, dass es bei ihm für die höchsten fußballerischen Weihen reichen würde.
Wobei: Ähnlich wie bei der Personalie Alexander Isak, heute Superstar bei Newcastle United, stellt sich die Frage, ob Merino in Dortmund überhaupt eine faire Chance erhalten hat. Zweifel sind angebracht, schließlich bekam das damalige Talent in der Saison 2016/17 nur neun Einsätze, um sich zu zeigen. Trainer Thomas Tuchel wollte Merino zudem zum Innenverteidiger umschulen.
Mit Blick auf die Torgefahr von Merino, der nicht nur ein sehr starker Kopfballspieler ist, sondern auch ein hervorragendes Raumgefühl hat, mutet diese Idee des heutigen englischen Nationaltrainers geradezu absurd an. Immerhin hat sich die Entwicklung bei Merino in die genau andere Spielrichtung bewegt.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch – und auch hier drängt sich der Hinweis auf Isak auf –, dass es Merino womöglich etwas an der Geduld mangelte. Schließlich ließ sich der heutige Europameister bereits nach seiner ersten Saison von Dortmund nach Newcastle ausleihen. Die ‚Magpies‘ nutzten anschließend eine Kaufoption, reichten den Mittelfeldmann aber gleich gewinnbringend weiter.
Erst bei Real Sociedad in der Heimat entwickelte sich Merino langfristig zum Topspieler, den Arsenal nach dem EM-Triumph für etwas mehr als 30 Millionen Euro bekommen hat.
Wiedersehen mit Deutschland in der Nations League?
Ob eine solche Entwicklung mit mehr Durchhaltevermögen auch beim BVB möglich gewesen wäre, sei dahingestellt. „Ich bin stolz auf meine Etappe beim BVB, habe sie in guter Erinnerung. Sie hat mir dahin geholfen, wo ich jetzt bin. Aber natürlich hätte ich mir mehr Vertrauen und Chancen gewünscht“, sagte Merino einmal in einem Interview gegenüber Sport Bild.
Das Dortmund-Kapitel hat er längst abgehakt. Mit Deutschland hat Merino eigentlich nach dem EM-Viertelfinale auch keine Rechnung mehr offen. Ein Wiedersehen könnte es im Juni beim Final Four der Nations League geben, wenn beide Teams den Hinspielvorteil nutzen können.
Dafür müssten Deutschland und Spanien allerdings auch im Halbfinale das gleiche Ergebnis erzielen. Für die DFB-Auswahl ginge es da gegen Dänemark oder Portugal (die Dänen gewannen am Donnerstag 1:0), die Roja bekäme es mit Kroatien oder Frankreich (Hinspiel: 2:0 für die Kroaten) zu tun.