Nuri Şahin steht bei Borussia Dortmund im Mittelpunkt: Obwohl es öffentlich Kritik hagelt, scheint die interne Rückendeckung hoch zu sein.
Dortmund – Borussia Dortmund bleibt im Herbst 2024 ein äußerst fragiles Gebilde. Nach dem Kollaps in der zweiten Halbzeit des Champions-League-Spiels bei Real Madrid konzentriert sich die öffentliche Kritik auf Nuri Şahin. Nach dessen Umstellung auf eine Fünferkette wurde aus einer 2:0-Führung des BVB eine bittere 2:5-Klatsche.
Unter Fans und Experten wird schon lautstark darüber diskutiert, ob der Cheftrainerposten bei einem Topklub wie Dortmund für Şahin nicht zu früh kam. Immerhin war der erst 36 Jahre alte Ex-Profi zuvor nur bei Antalyaspor in der Türkei hauptverantwortlich für eine Mannschaft gewesen und hat die UEFA Pro-Lizenz noch nicht abgeschlossen. Im Umfeld des BVB wird von einem missglückten Experiment seitens der Verantwortlichen getuschelt. Derartige Bedenken soll es in der Chefetage aber nicht geben.
Nuri Şahin würde wohl sogar Worst Case beim BVB überstehen
Wie jedenfalls die Bild-Zeitung berichtet, gibt es intern keinerlei Überlegungen zu einem Trainerwechsel. Vielmehr soll Şahin eine Jobgarantie haben, die selbst für ein Worst-Case-Szenario Bestand haben soll, vor dem es Fans des Klubs in der aktuellen Verfassung der Mannschaft graut: Der auswärts in der Liga noch sieglose BVB muss am Samstag zum FC Augsburg, am Dienstag kommender Woche im DFB-Pokal zum VfL Wolfsburg.
Selbst zwei Niederlagen und das damit verbundene Verpassen eines ersten Saisonziels im Pokal würden dem Boulevardblatt zufolge nicht an der Position von Şahin in Dortmund rütteln. Die Klubführung betrachte das Engagement von Şahin als Langzeitprojekt, bei dem kurzfristige Rückschläge nicht zu einer Überreaktion führen sollen.
BVB-Bosse wollen unbedingt mehr Kontinuität auf dem Trainerposten
Dortmund sehnt sich seit Jahren nach Kontinuität auf dem Trainerposten. Seit dem Abschied von Jürgen Klopp im Jahr 2015 hat mit Lucien Favre nur ein Coach mehr als zwei Spielzeiten auf dem Posten geschafft – bei Şahins Vorgänger Edin Terzić trennte eine Saison als Technischer Direktor zwei Amtszeiten mit der insgesamt längsten Verweildauer seit Klopp.
„Das Wichtigste ist Kontinuität, da haben wir zuletzt auf dem Trainerposten zu viele Wechsel gehabt“, monierte im September etwa Sportchef Lars Ricken. Klar ist dennoch, dass Kontinuität nicht einem Selbstzweck dienen darf, sondern sie von Ergebnissen und Leistungen gestützt sein muss. Şahin muss also zwingend Stabilität in seine wankelmütige Mannschaft bekommen.
Öffentlicher Rückhalt für Nuri Şahin bröckelt bereits stark
An diesem Vorhaben sind schon erfahrenere Trainer gescheitert. Şahin zehrt dabei sicher von seinem guten Zugang zur Mannschaft, deren Sprache er als junger Übungsleiter spricht. Im Umfeld des BVB wird dem ehemaligen türkischen Nationalspieler ein hervorragendes Zeugnis für seine Ansprache gegenüber dem Team ausgestellt, immer wieder ist zu hören, dass die klare Kante von Şahin intern gut ankommt.
Nach außen hin wirkte der Auftritt des 36-Jährigen nicht immer vollends souverän. Nach den desaströsen zweiten 45 Minuten in Madrid etwa schien Şahin eher geringfügige Verantwortung zu übernehmen, obwohl nahezu jeder Beobachter seinen hasenfüßigen Wechsel von Waldemar Anton für Jamie Gittens als Knackpunkt ausgemacht hatte. Der öffentliche Rückhalt für den einstigen Publikumsliebling scheint frühzeitig erschöpft. Bei den Verantwortlichen scheint er eine höhere Kreditlinie zu haben.