Auf das Finale folgt der Transfermarkt: Viele Fragezeichen beim BVB

Borussia Dortmund hat sich im Champions-League-Finale teuer verkauft. Die Niederlage gegen Real Madrid schmerzt deshalb umso mehr. Nun rücken Personalfragen in den Vordergrund.

Dortmund – Die Zahl der Fragezeichen, die Borussia Dortmund auf dem Transfermarkt nach dem Finale der Champions League umgeben, ist für einen Endspielteilnehmer ungewohnt hoch. Alleine vier der durch Cheftrainer Edin Terzić eingesetzten Spieler erlebten nach aktuellem Stand ihren letzten echten Arbeitstag für den BVB im Wembley-Stadion.

Der Abschied von Marco Reus steht bereits fest, auch Mats Hummels hat nur noch bis Monatsende Vertrag. Hinzu kommen die Leihspieler Ian Maatsen und Jadon Sancho. Darüber hinaus ist bei weiteren Spielern die Zukunft nicht abschließend geklärt. Fest steht nur, dass sich das Gesicht der Mannschaft im Vergleich zum bittersüßen Saisonhöhepunkt in London merklich verändern wird.

Diese vier Spieler stellen das Fundament des BVB dar

Immerhin bleibt Dortmund eine Achse erhalten, die sich in der Champions League bewährt hat. Torhüter Gregor Kobel war womöglich der herausragende Schlussmann in der Königsklasse, auch Nico Schlotterbeck hat seine Qualitäten auf höchstem Niveau nachgewiesen. Selbiges gilt für Julian Brandt und Marcel Sabitzer im Mittelfeldzentrum. Was auch immer im Sommer passiert, diese vier Profis dürften das Grundgerüst darstellen, das die Mannschaft tragen soll.

Kapitän Emre Can fehlt in dieser Auflistung, weil er eine schwierige Saison hinter sich hat. Der Sechser überzeugte in Europa als zweikampfstarker Anführer des BVB, der sich in der Außenseiterrolle wohlfühlte. In der Bundesliga wogen die Schwächen des (Ex-?) Nationalspielers oftmals zu schwer. Der BVB wird sich im Sommer wenigstens um Konkurrenz für Can bemühen, wenn ihm nicht gar eine neue Stammkraft vor die Nase gesetzt wird. Das Kapitänsamt würde dann auf dem Platz an Kobel übergehen.

Julian Ryerson und Co. als wertvolle Rollenspieler

Neben Häuptlingen braucht es in einer jeden Fußballmannschaft auch Indianer. Diese alte Trainerweisheit hat weiter einen wahren Kern. Beim BVB gibt es einige wertvolle Rollenspieler, die bisweilen auch zwischen diesen beiden Kategorien anzusiedeln sind. Julian Ryerson etwa gilt nicht als Lautsprecher, geht aber mit Willen und Leistung voran. Der Norweger schlug sich gegen Real Madrid im Duell mit Topstar Vinícius Júnior beachtlich, nachdem er schon im Halbfinale gegen Kylian Mbappé überzeugen konnte.

Ryerson dürfte seinen Platz als Rechtsverteidiger auch in der kommenden Saison sicher haben, weist aber vom Profil durchaus auch gewisse Schwächen auf. Grundsätzlich ist wohl nicht unmöglich, dass der BVB sich gegenüber dem Nationalspieler spielerisch noch einen Tick verbessern könnte, allerdings dürften im Sommer andere Prioritäten Vorrang haben.

Sturmumbau ist ein klares Ziel von Dortmund

Als eine solche ist bereits der Umbau des Sturms definiert. Mit Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko stehen drei Mittelstürmer mit Stammplatzanspruch im Kader, der auch durch die jeweiligen Gehälter untermauert wird. Zufriedenheit kann nach der abgelaufenen Saison nur bei Füllkrug herrschen. Der DFB-Angreifer erfüllte die Erwartungen im Großen und Ganzen, ohne als dauerhafte Premiumlösung alle Zweifel beiseite gewischt zu haben.

Längst ist kein Geheimnis mehr, dass sich der BVB einen Abschied von Haller und Moukoko (in seinem Fall vielleicht auch nur auf Zeit im Rahmen einer Leihe) vorstellen kann. Dafür soll mit Serhou Guirassy ein ausgewiesener Torjäger vom VfB Stuttgart kommen. Dortmund hat für diesen Transfer schon vor dem Finale die Grundlagen gelegt, nicht ausgeschlossen, dass in der Personalie recht bald klare Tendenzen erkennbar werden.

Niklas Süle gehört zu den Verlierern der Saison

Akuteren Bedarf hat der BVB in der Abwehr. Schon vor einem möglichen Abschied von Hummels ist Schwarzgelb im hintersten Mannschaftsteil nicht mehr ausreichend besetzt, nachdem mit Mateu Morey und Marius Wolf zwei Außenverteidiger verabschiedet wurden und die Leihe von Maatsen endet. Obendrein ist Niklas Süle eine der großen Enttäuschungen der BVB-Saison.

Der Innenverteidiger bietet sich anhand der Eindrücke der vergangenen Monate kaum als potenzieller Ersatz für Hummels in der Startelf an. Mutmaßlich würde Dortmund den vermeintlichen Toptransfer des Sommers 2022 gerne abgeben, um sich sein Gehalt zu sparen. Darin aber liegt die Krux: Einen so gut dotierten Vertrag wird Süle auf dem freien Markt derzeit kaum erhalten.

Bei Mats Hummels wäre ein Verbleib inzwischen überraschend

Theoretisch bleibt eine Chance, dass Süle weiter als Backup für Hummels fungiert. Die Wahrscheinlichkeit ist zuletzt jedoch deutlich gesunken. Rund um den BVB wäre inzwischen eine große Überraschung, ließe sich Hummels erneut auf eine Vertragsverlängerung ein. Dabei gibt es vor verschiedene Varianten, warum sich eine Trennung aufdrängt. Einerseits heißt es, die Vereinsführung strebe eine Verjüngung an und traue Hummels nicht noch eine Topsaison zu.

Andererseits heißt es, dass der Routinier selbst Lust auf ein erstes Auslandsabenteuer verspürt – und dabei nicht traurig darüber wäre, dass die Zusammenarbeit mit Trainer Edin Terzić endet, die zuletzt bestenfalls als Zweckbündnis zu bezeichnen war. Klar ist: Bei einem Abschied von Hummels muss Dortmund einen Verteidiger holen, der sofort funktionieren kann. Das spricht eher für Waldemar Anton vom VfB Stuttgart als etwa Dean Huijsen von Juventus.

Was geschieht mit Ian Maatsen und Jadon Sancho?

Auf der linken Abwehrseite indes wird das unglückliche Auftreten von Maatsen im Finale gegen Real nichts daran geändert haben, dass der BVB grundsätzlich sehr gerne mit dem Niederländer weiterarbeiten will. Ob eine Festverpflichtung gelingt, hängt von einer Einigung mit dem FC Chelsea ab. Die Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro wird Dortmund für Maatsen nicht bedienen.

Klar scheint, dass sich der BVB auf keinen Fall leisten kann, beide Leihspieler fest zu verpflichten. Dabei würde das Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt bei Jadon Sancho wohl schon alleine den Rahmen sprengen. Der Engländer hat nach seiner Rückkehr von Manchester United durchaus überzeugt, dies aber nicht in einem Maße, das die Dortmunder Verantwortlichen zu unvernünftigen Maßnahmen nötigen würde. Der logische Schritt wäre der Versuch, Sancho erneut auszuleihen. Dafür soll ManUnited durchaus offen sein.

Von Sancho oder einem Neuzugang: BVB braucht mehr Genialität

Sollte die Zeit von Sancho in Dortmund endgültig enden, würden die offensiven Außenbahnen zur nächsten Großbaustelle. Mit Karim Adeyemi (inkonstant), Jamie Bynoe-Gittens (unerfahren), Donyell Malen (inkonstant) und Julien Duranville (unerfahren und oft verletzt) sind vier Flügelspieler vorhanden, mit denen sich der BVB nicht automatisch bestens aufgestellt fühlen kann. Gerade Malen gilt obendrein als Kandidat für einen Abschied und stellt dabei einen von wenigen Profis mit hohem Ablösepotenzial dar.

Der letzte Schuss Genialität und individuelle Qualität ist Dortmund in der abgelaufenen Bundesligasaison oftmals abhanden gegangen, in der Champions League wurde das aufgrund der Konstellation als Underdog weniger deutlich. Gerade für den Fall, dass Sancho nicht gehalten werden kann, müsste sich der BVB einen spielerischen Freigeist leisten, der die erste Elf verstärken kann.

Dass von Spielern wie Bynoe-Gittens und Duranville, aber etwa auch Felix Nmecha und Kjell Wätjen im Mittelfeld, sowie Leihrückkehrer Tom Rothe hinten links, Entwicklungsschritte erwartet werden, liegt auf der Hand. Klar ist aber auch, dass Dortmund sich darauf nicht verlassen kann. Gut, dass Klubchef Hans-Joachim Watzke zuletzt schon eine Transferoffensive angedeutet hat. Sie wird auch zur Bewährungsprobe für das neue Dreigestirn aus Sportgeschäftsführer Lars Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl und dem Technischen Direktor Sven Mislintat.

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