Bremen - Noch ist dem SV Werder Bremen kein großer finanzieller Schaden entstanden. Die Heimspiele gegen Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen wurden zwar abgesagt, können aber noch nachgeholt werden. Die Tickets müssen also anders als bei den geplanten Geisterspielen nicht zurückgenommen werden.
Werder Bremen hat die bereits eingeleitete Rückabwicklung für das Leverkusen-Spiel gestoppt. Doch von Entwarnung kann in der Coronakrise natürlich keine Rede sein. Werder-Präsident und Geschäftsführer Hubertus Hess-Grunewald spricht von „einer großen finanziellen Herausforderung“. Doch von Horror-Szenarien hält er gar nichts und beruhigt die 180 Mitarbeiter des SV Werder.
„Bitte keine Panik schüren“, appelliert Hess-Grunewald, als er auf die finanziellen Folgen für den Verein angesprochen wird: „Wir sind in einer Situation, in der wir auch gegenüber unseren Mitarbeitern klar kommuniziert haben, dass hier keiner über ist.“ Natürlich könne er nicht absehen, „wie viele Geisterspiele wir noch haben werden – und welche konkreten finanziellen Auswirkungen es geben wird“, trotzdem reiche die Bezeichnung finanzielle Herausforderung vollkommen aus: „Wir sollten gegenüber den Mitarbeitern keine Ängste schüren, für die es keinen Anlass gibt.“
Corona-Krise: BVB und FC Bayern sorgen mit Äußerungen für Verwunderung
Damit unterscheidet sich Hess-Grunewald in seiner Wortwahl zum Beispiel deutlich von der Führung bei Borussia Dortmund. „Der deutsche Profi-Fußball befindet sich in der größten Krise seiner Geschichte“, hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einer Mitteilung des Vereins behauptet und dafür Kritik kassiert. Der Vorwurf: Er überhöhe in der Coronakrise die Bedeutung des Fußballs und verliere den Blick für die realen Probleme.
Auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge war mit seiner Verteidigungsrede für den von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zunächst nicht abgesagten Spieltag am Wochenende angeeckt. „Im Profi-Fußball geht es am Ende des Tages auch um Finanzen“, gestand der Ex-Profi: „Es steht noch eine hohe Zahlung von den TV-Broadcastern aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden.“
Werder Bremen und die Corona-Krise: Bei Saisonabbruch fehlen Bundesliga-Clubs 700 Millionen Euro
Diese Probleme sieht freilich auch Hess-Grunewald. „Wenn über mehrere Wochen nicht gespielt werden kann oder Geisterspiele stattfinden müssen, wird sich die wirtschaftliche Situation vieler Vereine signifikant verschlechtern“, meint der 59-Jährige und fügt noch an: „Dann muss man darüber sprechen, ob die DFL durch bestimmte Maßnahmen, diese Situation etwas entspannen kann.“ Auch dazu soll die extra einberufene Mitgliederversammlung der DFL mit den 36 Bundesligisten am Montag genutzt werden.
Es geht in der Tat um viel Geld. 700 Millionen Euro hat Sport1 ausgerechnet - 330 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung, 240 Millionen Euro aus dem Sponsoring, 130 Millionen Euro aus den Stadion-Einnahmen. Das gilt für den Fall, dass die Saison komplett abgesagt wird und alle Betroffenen ihr Geld zurückverlangen beziehungsweise wie die Pay-TV-Sender nicht mehr weiter bezahlen. Bei Geisterspielen könnten zumindest die Inhaber der TV-Rechte sowie die Topsponsoren, die mit ihrer Werbung im Fernsehen sichtbar sind, befriedigt werden.
Werder Bremen und das Coronavirus: „Wir wollen das Infektionsrisiko minimieren“
Ganz gewiss wird der SV Werder Bremen diese Szenarien schon durchgerechnet haben. Doch öffentlich gesprochen wird darüber nicht. Hess-Grunewald rät zur Besonnenheit, wünscht sich am Montag nicht die ganz große Entscheidung, sondern erstmal nur die Festlegung weiterer Schritte, um der Krise angemessen zu begegnen. Dabei stellt er dieGesundheit über das Geschäft. Es gehe in erster Linie darum, sich und andere zu schützen. Deswegen seien zahlreiche Maßnahmen getroffen worden. Außer bei derProfi-Mannschaft wurde der komplette Trainingsbetrieb bis Ende März eingestellt – und zwar in allen sechs Sportarten.
Alle geplanten Veranstaltungen sind abgesagt worden. Das Wuseum (das Vereinsmuseum) ist geschlossen, es gibt keine Stadionführungen mehr. „Wir haben auch unsere Büroorganisation verändert“, berichtet der Jurist. Noch mehr Mitarbeiter als sonst würden von zu Hause aus arbeiten. „Wir wollen einfach gewappnet sein, um das Infektionsrisiko so weit wie möglich zu minimieren. Diese Maßnahmen tragen eine gewisse Rigorosität in sich, aber sie sind der konkreten Situation geschuldet. Das ist aus unserer Sicht auch unabdingbar.“ (kni)
Trotz der Krise will ein Großsponsor nun aber offenbar mit Werder Bremen verlängern.