Immer mehr Rentner in Deutschland haben einen Job – aus Geldnot? 

Von wegen Ruhestand: Immer mehr Rentner haben einen Job.
 ©Patrick Pleul/dpa (Symbolbild)

Immer mehr Rentner haben einen Job, wie aktuelle Zahlen zeigen. Warum wird der Ruhestand zum Unruhestand?

Von wegen „den Lebensabend in aller Ruhe genießen“, seinen Hobbys nachgehen oder verreisen: Für viele Rentner* sieht die Wirklichkeit oft anders aus. Laut der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Rentner, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, weiter am Steigen. So waren der Statistik zufolge im Jahr 2019 rund 1,29 Millionen Menschen, die die Regelaltersgrenze erreicht hatten, weiter erwerbstätig, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa, Stand: 19. Oktober) berichtete. Das seien rund 400.000 oder 45 Prozent mehr als noch im Jahr 2010, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD hervorgehe, die dpa vorlag. Im Vergleich zu 2005 seien es sogar 547.000 oder 73 Prozent mehr Rentner gewesen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Diesen Angaben zufolge sei die Gesamtzahl der Altersrentner von 2010 bis 2019 um um 3,9 Prozent auf rund 17,11 Millionen gestiegen.

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Immer mehr Rentner haben einen Job – Anteil der Frauen besonders gestiegen

Acht von zehn erwerbstätigen Rentnern – 1,02 Millionen oder 79,2 Prozent – waren im vergangenen Jahr nach Berechnungen des
AfD-Arbeitsmarktpolitikers René Springer ausschließlich geringfügig beschäftigt, wie dpa weiter berichtete. Jeder fünfte erwerbstätige Rentner – 268.000 oder 20,8 Prozent – sei sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen. Diese
Zahl sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, von 11,9 Prozent im Jahr 2005 auf 20,8 Prozent im Jahr 2019.

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Dabei zeige sich, dass der Anteil an Frauen sowie der an Rentnern aus den neuen Bundesländern, die im Alter einer Erwerbstätigkeit nachgingen, besonders gestiegen sei, erläuterte der Brandenburger Bundestagsabgeordnete dem Bericht zufolge. So sei der Anteil der im Rentenalter erwerbstätigen Frauen in den letzten zehn Jahren bis 2019 um 170.577 oder 42,4 Prozent angestiegen. Und der Anteil der im Alter erwerbstätigen Ostdeutschen erhöhte sich demnach um 77.332 oder 61,5 Prozent,
der Anteil der erwerbstätigen Westdeutschen um 324.110 oder 42,3 Prozent.

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Warum sind immer mehr Rentner in Deutschland erwerbstätig?

Warum wird der Ruhestand zum Unruhestand? Und welche Rolle spielt dabei drohende Altersarmut? Darüber streiten sich die Fachleute. Die Bundesregierung argumentiert dem dpa-Bericht zufolge in ihrer Antwort, „Erwerbsarbeit im Rentenalter ist, anders als oftmals angenommen, kein Indiz für Altersarmut.“ Sie verweist demnach auf eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung: „Als Hauptgründe für eine Erwerbsarbeit nach Erreichen der Regelaltersgrenze werden von der Mehrheit der Befragten immaterielle Aspekte genannt. Dazu gehören beispielsweise Spaß an der Arbeit, der Kontakt zu anderen Menschen oder das Gefühl, gebraucht zu werden.“

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Altersarmut könnte laut Wirtschaftsexperten zunehmen

Droht die Altersarmut trotzdem zuzunehmen? Seit 2010 sei die Zahl der Senioren in Deutschland, die als armutsgefährdet gelten, deutlich gestiegen, hatte Tagesschau.de unter Berufung auf das ARD-Magazin Monitor im Januar 2020 berichtet. „Im Jahr 2010 waren demnach noch 14 Prozent der Rentner und Pensionäre durch Armut gefährdet“, schrieb das Nachrichtenportal (Stand: 9. Januar), und weiter: „Ihr Anteil stieg den aktuellen Zahlen nach auf 18,7 Prozent im Jahr 2017. In keiner der von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen ist der Zuwachs damit so groß wie bei Rentnern und Pensionären. Seit 2010 beträgt er mehr als 33 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von 803.000 Menschen.“ Diese Entwicklung könnte sich nach Ansicht von Wirtschaftsexperten in den nächsten Jahren verschärfen. (ahu) *Merkur.de gehört zum deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk

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