Holpriger Saisonstart für Lewis Hamilton. Mercedes hinkt den Erwartungen hinterher. Ein Formel-1-Experte erklärt die große Schwäche des Rekordweltmeisters.
München – Lewis Hamilton sorgt in der Formel 1 für Schlagzeilen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, ist der Rekordweltmeister der Motorsport-Königsklasse doch eine der schillerndsten Sport-Persönlichkeiten weltweit. Was jedoch ungewöhnlich ist: Die Schlagzeilen werden viel mehr von der Ankündigung, die Hamilton vor der noch jungen Rennserie 2024 machte, bestimmt als von der sportlichen Leistungen, die der Brite in den ersten drei Rennen lieferte.
Kurz vor Start der Saison wurde bekannt, dass Hamilton nach der aktuellen Rennserie Mercedes verlassen und sich Ferrari anschließen wird. Natürlich wird seitdem viel spekuliert, wer den freien Sitz neben George Russell bei Mercedes einnehmen könnte. Manch ein Experte hofft sogar auf Chancen für Mick Schumacher. Mercedes-Boss Toto Wolff, der kürzlich selber einen Rennwagen-Unfall hatte, schaut auch in den eigenen Talente-Bereich. Viel Trubel also um Hamilton. Wegen seiner sportlichen Leistung schafft Hamilton es derweil allerdings wohl kaum auf die Titelseiten.
Probleme bei Mercedes in neuer Formel-1-Saison – Hamilton fährt eigenen Ansprüchen hinterher
In Bahrain fuhr der 39-Jährige zum Auftakt der Saison nur auf Rang 7, in Saudi-Arabien sogar nur auf Rang 9. Plätze, die nicht nur den hohen Mercedes-Ansprüchen nicht genügen. Beide Male lag der Rekordweltmeister dabei nämlich auch noch hinter seinem Teamkollegen Russell. Beim dritten Rennen in Melbourne musste er seinen Wagen sogar nach 17 Runden wegen eines technischen Problems abstellen. Einen „echten Kampf“ nannte der Routinier danach sein Renn-Wochenende in Australien. Grund genug für einen Formel-1-Experten, Hamilton gehörig anzuzählen.
Nach jahrelanger Dominanz und zahlreichen WM-Titeln auf Fahrer- und Konstrukteursebene steckt Mercedes seit 2022 in einer Art Mini-Krise. Auch Hamiltons Leistung stimmt momentan einfach nicht. Im Gegensatz zu einem anderen F1-Fahrer ist Hamiltons Sitz unter der Saison natürlich keineswegs in Gefahr. Man sehe aber, dass „das Auto nicht stimmt“, sagt etwa Marc Surer, selber ehemaliger Formel-1-Rennfahrer und Experte auf dem Motorsport-Gebiet, im Interview mit Formel-1.de, das auf YouTube hochgeladen wurde. Er stellt dort auch eine pikante These zu Superstar Hamilton auf.
„Der Lewis kann das nicht“: Formel-1-Experte stellt pikante These um Hamilton auf
„Wenn das Auto nicht gut ist, dann fährt der Russell besser“, analysiert Surer und liefert die Begründung dazu. Russell habe sich mit einem schwächeren Auto bei seinem Ex-Team Williams „jahrelang durchprügeln“ müssen. Dagegen stünde Hamilton, der „halt immer nur die besten Autos gefahren“ habe. Surers provokante These: „Wenn das Auto nicht das macht, was Lewis will, dann hat er ein Problem“. Exakt eine solche Situation habe man momentan bei Mercedes.
Teamkollege Russell hingegen kann „mit Kompromissen leben“, behauptet Surer und zieht den Vergleich zu Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der angeblich bei Red Bull auf dem Zettel steht. „Das sind Leute, die sich einfach auf das Auto einstellen können. Der Lewis kann das nicht“. Die Hoffnung auf eine gute Saison müsse man aber trotzdem wohl noch nicht aufgeben. Auch im vergangenen Jahr, als das Auto über die Zeit optimiert wurde, dann auch besser im Rennen war, war „der alte Lewis wieder zurück“, so Surer weiter.
„Vielleicht verwöhnt“: Ex-Formel-1-Fahrer Marc Surer erklärt eine große „Schwäche“ Hamiltons
Dennoch liege eben in dieser fehlenden Flexibilität, dieser fehlenden Kompromissbereitschaft, genau die „Schwäche“ von Hamilton, erklärt der Ex-Rennfahrer, dass er „vielleicht verwöhnt ist“. Auch in der Formel 3 und Formel 2 habe Hamilton stets „praktisch im besten Team gesessen“. Wenn Hamilton mit dem Auto kämpfen müsse, verliere er stattdessen aber. Doch Hamilton kann auch anders: „Wenn das Auto gut ist, dann wächst er über sich hinaus“, so Surer. Man werde eben nicht von nichts und wieder nichts Rekordweltmeister.
Weit weg vom Weltmeister-Titel, aber richtig gut in der Saison gestartet, ist derweil auch der letzte verbliebene deutsche Fahrer in der Formel 1. Nico Hülkenberg legte im Haas starke erste Rennen hin. Dennoch zog Hülkenbergs Team wegen eines Vorfalls bereits Konsequenzen. Seinen Sitz im Haas für die kommende Saison hat der Fan-Liebling auch noch nicht vollends sicher. (han)