Borussia Mönchengladbach ist nahe an den Europapokalplätzen. Ist das internationale Geschäft ein realistisches Szenario in dieser Saison?
Mönchengladbach – Überraschungen gibt es in der Bundesligasaison 2024/25 so einige. In dieser Auflistung darf Borussia Mönchengladbach keinesfalls fehlen.
Gladbach ist an der Spitzengruppe dran
Die andere Borussia aus Dortmund überrascht im negativen Sinne, da Schwarzgelb mit 29 Punkten den elften Tabellenplatz belegt und sieben Zähler Rückstand auf die Champions-League-Plätze hat. Auch wenn der BVB laut Hans-Joachim Watzke zwei Jahre ohne Königsklasse aushalten könne, ist der bisherige Saisonverlauf ein Schlag ins Gesicht des stolzen Klubs.
Positiv überrascht der FC St. Pauli als Tabellen-14. mit sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone, dann wäre da noch Mainz 05, das mit 32 Zählern Rang sieben belegt – unmittelbar vor der Gladbacher Borussia, die als Tabellenachter 31 Punkte aufweist.
Die Fohlen haben gegen den VfB Stuttgart (2:1) und Eintracht Frankfurt (1:1) vier Zähler gesammelt, nur zwei Punkte Rückstand auf den sechstplatzierten SC Freiburg und vier Punkte Rückstand auf den VfB, der Rang fünf belegt. Vor dem letzten Saisondrittel gibt es erste Stimmen rund um den Borussia-Park, die leise von der Hoffnung auf Europa sprechen.
Kehrt Gladbach nach Europa zurück?
Im Umfeld der Vereine, die jahrelang international gespielt haben und irgendwann aus dieser Tabellenregion abgerutscht sind, sind derartige Träume aufgrund emotionaler Erinnerungen ein steter Begleiter. Beispielsweise sah sich Gladbach in der Saison 2022/23 noch der Frage ausgesetzt, wann man denn endlich mal wieder europäisch spielen werde.
Tritt dieses Szenario schon in dieser Saison ein? Rechnerisch besteht eine realistische Chance, die Tabelle lügt nicht. Allerdings kommen bis zum Saisonende am 17. Mai noch mehrere Hürden auf Borussia zu.
Einerseits schlägt gerade das Verletzungs- und Krankheitspech zu, gegen Frankfurt fehlten Nico Elvedi, Philipp Sander, Rocco Reitz und Franck Honorat. Die Ausfälle wurden in der Startelf abgefangen, auf der Bank blieben Gerardo Seoane aber nur wenige Wechseloptionen. Zwar dürften Elvedi und Sander gegen Union Berlin (15. Februar) wieder zur Verfügung stehen, dennoch macht sich die dünne Personaldecke bemerkbar.
Andererseits warten mit RB Leipzig, Borussia Dortmund, dem FC Bayern und VfL Wolfsburg vier knifflige Aufgaben auf die Gladbacher, die ihre Konstanz außerdem beim bevorstehenden Fünferpack unter Beweis stellen müssen.
Diese Aufgaben warten jetzt auf Gladbach
Die Hinrundenspiele gegen Union, den FC Augsburg, 1. FC Heidenheim, Mainz und Werder Bremen galten seinerzeit als Reifeprüfung, weil es genau solche Gegner waren, mit denen Borussia zuvor ihre Probleme hatte. Die Ausbeute fiel mit zehn Punkten ordentlich aus, wobei jedoch die 1:2-Niederlage in Augsburg Spuren hinterließ.
Will sich Gladbach in der oberen Tabellenhälfte festsetzen, gilt es, gegen Gegner dieses Kalibers erneut zuverlässig zu punkten. An der Alten Försterei hat Borussia allerdings erst einen Punkt in fünf Spielen eingefahren. Der letzte Sieg gegen Augsburg datiert vom 27. Mai 2023 und gegen Mainz wurde seit dem 24. Oktober 2020 kein Dreier eingefahren. Einzig die Bilanzen gegen Heidenheim (2 Siege, 1 Unentschieden in der Bundesliga) und Werder (nur 3 Niederlagen in den letzten 18 Spielen) sprechen für Gladbach.
Führt die Borussia die gegenwärtige Erfolgsserie dieser Saison fort, ist ein Festbeißen in der oberen Tabellenhälfte möglich. Das Bild kann sich jedoch schnell umkehren, wie zu Beginn dieses Kalenderjahres festzustellen war. Nach den Auftaktniederlagen gegen Bayern, Wolfsburg und Leverkusen fürchtete mancher Fan den Absturz in die untere Tabellenhälfte, das Mittelmaß drohte wieder – drei Wochen später herrscht hingegen klarer Sonnenschein.
Soll heißen: Bei Ausrutschern gegen Union, Augsburg oder Mainz ist eher mit Kritik an Seoane und Roland Virkus zu rechnen als mit dem Glauben an einer Restchance auf Europa.
Virkus ordnet Europa-Träume ein
Ob Gladbach indes für den Sprung ins internationale Geschäft bereit ist, ist eine andere Frage. Zum einen sitzt der zweite Anzug nicht so gut wie der erste, weil sich die Fohlen weniger Qualitätsspieler leisten und Ausfälle nur bedingt kompensieren können.
Zum anderen bräuchte es angesichts der Dreifachbelastung einen größeren Kader, den man sich erst einmal leisten muss und der einen Klub schnell in eine Abhängigkeit vom Europapokal führen kann, weil es die Einnahmen braucht, um die Personalkosten zu stemmen.
Borussia hat sich nach schwierigen Jahren stabilisiert. Die Corona-Pandemie und Verfehlungen auf dem Transfermarkt haben dem Traditionsverein viel Geld gekostet, doch die Zahlen erholen sich. Das internationale Geschäft böte eine große Chance, birgt aber auch Risiken – zumal sich schon jetzt ein kostspieliger Umbruch in der Abwehr anbahnt.
„Wir wehren uns nicht dagegen. Wenn wir vier Spieltage vor Schluss immer noch da stehen, würde ich schon sagen, jetzt wollen wir auch Gas geben – aber so weit sind wir noch nicht“, drückte Virkus am Samstagabend auf die Euphoriebremse.
Denn fest steht auch, dass Gladbach wegen der schwächelnden Konkurrenz die Chance auf Platz sechs hat. Und wenn die umliegenden Mannschaften wieder die Zügel anziehen, kann die Ausgangslage im April und Mai ganz anders aussehen.