Nach dem Rücktritt von İlkay Gündoğan aus der Nationalmannschaft muss Bundestrainer Julian Nagelsmann einen neuen Kapitän finden. Joshua Kimmich hat die besten Chancen.
München – Nach dem Aus im Viertelfinale der Heim-EM gegen Spanien hatte sich Bundestrainer Julian Nagelsmann im Juli kämpferisch zur Zukunft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geäußert. Mit Blick auf die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA kündigte er an, dass es keinen großen Umbruch geben soll. Mit dem Rücktritt von İlkay Gündoğan, der am Montag (19. August) publik wurde, ist nun allerdings der Kapitän von Bord gegangen.
Während Toni Kroos seinen Abschied aus dem Profifußball bereits im Vorfeld des Turniers verkündet hatte und auch bei Thomas Müller davon auszugehen war, dass die EM seine letzten Auftritte für Deutschland bedeuten würde, hatte Nagelsmann bei Gündoğan mutmaßlich noch Hoffnung. Nun lautet die Frage, wer als Kapitän auf den 33-Jährigen folgen wird. Als der klare Favorit muss dabei Joshua Kimmich gelten.
Von den EM-Kapitänen bleibt nur Joshua Kimmich
Immerhin hatte Kimmich schon bei der EM neben Müller als Stellvertreter von Gündoğan fungiert und nach den Auswechslungen des (noch) beim FC Barcelona angestellten Mittelfeldmanns die Binde getragen. Nach den Rücktritten der beiden anderen Kapitäne bleibt nur Kimmich übrig. „Einen vierten haben wir nicht bestimmt. Ich gehe mal davon aus, dass einer von ihnen auf dem Acker stehen wird“, hatte Nagelsmann vor dem Turnierstart im Juni gesagt.
Damit hatte der Bundestrainer auch etwaige Spekulationen über eine Rückkehr von Manuel Neuer auf den Posten des Spielführers im Keim erstickt. Die Fortsetzung der DFB-Karriere des Routiniers des FC Bayern ist aktuell noch nicht gesichert, es erscheint in jedem Fall unrealistisch, dass Neuer plötzlich wieder als Kapitän infrage kommt. Eine Beförderung von Kimmich hingegen wäre absolut logisch.
Antonio Rüdiger hat die nötige Gravitas
Der 29-Jährige ist der Feldspieler mit den meisten Länderspielen, unter Nagelsmann als Leistungsträger gesetzt und blickt auf eine starke EM zurück. Auch beim FC Bayern hat sich seine Situation unter Neu-Trainer Vincent Kompany zuletzt gebessert. Gerüchte über einen Abschied schon im Sommer sind nach der Rückversetzung von Kimmich ins Mittelfeld verstummt.
Ein Blick auf den EM-Kader von Nagelsmann lässt derweil die Frage zu, welche Alternativen es zu Kimmich geben könnte. Abwehrchef Antonio Rüdiger dürfte in der Hierarchie noch wichtiger werden, bringt als Leistungsträger von Real Madrid die nötige internationale Erfahrung und Gravitas mit, um wenigstens Stellvertreter von Kimmich zu werden. Auch sein Abwehrkollege Jonathan Tah ist mutmaßlich ein Anwärter, da er schon bei Bayer Leverkusen eine Führungsrolle einnimmt.
Felix Magath sprach sich früh für Robert Andrich aus
Ansonsten stehen Nagelsmann vor allem Spieler zur Verfügung, die in derartige Rollen auf internationaler Ebene noch hineinwachsen müssten. Vorstellbar beispielsweise, dass der Bundestrainer Angreifer Kai Havertz, immerhin schon seit sechs Jahren Nationalspieler, stärker in die Verantwortung nehmen will. Perspektivisch kommt auch Nico Schlotterbeck infrage.
Kurios wäre indes, wenn sich die Worte von Felix Magath als prophetisch erweisen sollten. „Aus dieser Mannschaft sehe ich im Grunde nur Robert Andrich, der eine Verantwortungsrolle übernehmen könnte“, äußerte der Kulttrainer bereits Mitte Juli. Als Spielführer kommt der Leverkusener mit zehn A-Länderspielen mutmaßlich nicht ernsthaft in Betracht.
Aber es gibt mehr als nur eine Führungsrolle zu verteilen. Entscheidungen werden mutmaßlich vor dem ersten Länderspiel nach der EM im Rahmen der UEFA Nations League am 06. September in Düsseldorf gegen Ungarn fallen. Bereits drei Tage später steht das Topspiel in den Niederlanden auf dem Programm.
