Nach der Europameisterschaft steht noch nicht fest, ob İlkay Gündoğan seine Karriere im DFB-Team fortsetzt. Bei seinem Rücktritt bräuchte es einen neuen Kapitän.
Frankfurt – İlkay Gündoğan war noch unter Hansi Flick zum Nachfolger des seinerzeit verletzten Manuel Neuer bestimmt worden, Julian Nagelsmann bestätigte die Entscheidung für den Mittelfeldmann des FC Barcelona. Gündoğan führte Deutschland bei der Heim-EM als Kapitän aufs Feld, sprach schon vor dem Turnier von einer sehr besonderen Ehre.
Nach dem Aus der Gastgebermannschaft im Viertelfinale gegen Spanien wird über einen Rücktritt von Gündoğan spekuliert, der ankündigte, sich mit einer Entscheidung nicht allzu lange Zeit lassen zu wollen. Sollte sich der 33-Jährige auf die Klubkarriere konzentrieren wollen, bräuchte es einen neuen Kapitän für das DFB-Team.
Felix Magath würde auf Spieler mit 10 Länderspielen setzen
Bei der EM fungierten Joshua Kimmich und Thomas Müller als Stellvertreter von Gündoğan. Da Müller seine Laufbahn beim DFB-Team beendet hat, wäre Kimmich die logische Wahl für den Fall, dass ein neuer Spielführer bestimmt werden muss. Felix Magath allerdings hat einen ganz anderen Vorschlag, der reichlich überraschend daherkommt.
„Aus dieser Mannschaft sehe ich im Grunde nur Robert Andrich, der eine Verantwortungsrolle übernehmen könnte“, sagte Magath bei At Broski – Die Sport-Show. Andrich hat erst im November mit immerhin schon 29 Jahren im DFB-Team debütiert, inzwischen kommt der Sechser auf zehn Einsätze mit dem Bundesadler auf der Brust. Dass der Potsdamer ernsthaft als Kapitän infrage kommt, ist schon vor diesem Hintergrund sehr unwahrscheinlich.
Magath traut Robert Andrich „bei einer Weltmeisterschaft eine Hauptrolle“ zu
Magath sieht in der mangelnden Erfahrung auf internationalem Niveau kein Hindernis für Andrich. „Wenn er die nächsten zwei Jahre bei Leverkusen weiter oben mitspielt und international dabei ist, hat er genügend Erfahrung gesammelt, dass er bei einer Weltmeisterschaft eine Hauptrolle spielen kann“, argumentiert der Kulttrainer und ehemalige Nationalspieler.
Noch besteht freilich eine Chance, dass Gündoğan dem DFB-Team erhalten bleibt und auch zur WM 2026 nach Kanada, Mexiko und in die USA führt. Der Mittelfeldmann gilt nicht als Lautsprecher, Gündoğan ist in seine Rolle nach Ansicht vieler Beobachter jedoch rechtzeitig zur Europameisterschaft reingewachsen.
DFB-Team bei der EM „harmonisch wie lange nicht“
Gewissermaßen gibt es auch von Magath Lob, wenngleich er Gündoğan dabei nicht namentlich erwähnt. Die Nationalmannschaft sei bei der Heim-EM „so harmonisch wie schon lange nicht mehr“ aufgetreten. Das ist sicher auch ein Verdienst ihres Kapitäns.
„Die Mannschaft war so zusammengestellt, dass alle miteinander funktionieren wollten, sie waren eine Einheit“, erklärt Magath. Ob die Berufung von Andrich zum Kapitän diese Einheit fördern oder herausfordern würde, wird mutmaßlich nie in Erfahrung zu bringen sein.
