Florian Neuhaus ist nicht von Borussia Mönchengladbach zu Besiktas Istanbul gewechselt. Gelöst ist die Situation des Mittelfeldspielers nur vorerst.
Mönchengladbach – Zufälle gibt es immer wieder. Aber trifft das auch auf den Fall Florian Neuhaus zu?
Neuhaus spielt, überzeugt – und ist im Fokus der Gerüchteküche
Der Mittelfeldspieler stand beim Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt erstmals seit dem Pokal-Aus der Fohlen gegen die SGE am 30. Oktober 2024 in der Startelf. Der Grund: Neben Rocco Reitz fiel Philipp Sander kurzfristig aus. Die Entscheidung fiel erst am Samstag.
Mit einer beherzten und auffälligen Leistung inklusive Torvorlage erntete Neuhaus viele Lorbeeren – doch kaum war das Spiel vorbei, da meldete Fabrizio Romano auf ‚X‘, Besiktas Istanbul befasse sich mit einer Verpflichtung des früheren deutschen Nationalspielers.
Nach Informationen von fussball.news/absolutfussball, dem Fußball-Portal von IPPEN.MEDIA, genoss Neuhaus beim türkischen Spitzenklub keine hohe Priorität. Dennoch stand laut der Bild-Zeitung und Sky Sport eine Leihe mit Kaufoption im Raum, wobei die Höhe der potenziellen Ablöse je nach Bericht zwischen 2,9 Millionen Euro und 5 Millionen Euro variierte. Schlussendlich aber kam kein Transfer zustande.
Neuhaus bleibt in Gladbach
Eine Entscheidung, die alleine wegen des Transfermodells nachvollziehbar wirkt. Neuhaus spielt unter Gerardo Seoane keine Rolle, eine Leihe ohne verpflichtende Kaufoption erschiene wenig zielführend. Was, wenn Besiktas auf eine Festverpflichtung verzichtet hätte? Dann stände Neuhaus im Juli wieder auf dem Fohlenplatz und das Spiel begänne von vorne.
Darüber hinaus erlaubt die Personalsituation aktuell keinen Abgang ohne parallelen Ersatz. Ja, Julian Weigl ist seit Ende 2023 verletzungsfrei und Philipp Sander fiel gegen die Eintracht krankheitsbedingt aus. Allerdings wird Rocco Reitz nach einem Eingriff am Fuß weiterhin fehlen, und ohne Neuhaus stände nur Niklas Swider bereit.
Das Nachwuchstalent weckt im Borussen-Umfeld große Hoffnungen, unterzeichnete aber erst im Januar einen Profivertrag. Gladbach geht behutsam mit den Talenten um, die sich über Trainingseinheiten bei den Profis und Spielpraxis in der U23-Mannschaft entwickeln sollen. Sein Regionalliga-Debüt feierte Swider am 3. Februar, zuvor war er für die U19 aktiv. Den Sprung ins kalte Profi-Wasser schaffen nur Ausnahmetalente, der 18-Jährige ist dafür noch nicht bereit.
Auch wenn Neuhaus bis Saisonende zum Notnagel verkommt: In Situationen wie am vergangenen Wochenende kann er ein wertvolles Kadermitglied sein. Der Kaltstart ist jedenfalls gelungen, obgleich die Hoffnung auf weitere Einsätze gering erscheint.
Abwärtstrend nach Vertragsverlängerung
Finanziell wäre ein Neuhaus-Abgang für Borussia mutmaßlich eine gute Gelegenheit gewesen, die Personalkosten zu senken. Sport Bild bezifferte das Gehalt im Zusammenhang mit den Gerüchten über einen Winter-Transfer zum VfL Bochum auf etwa vier Millionen Euro pro Jahr.
Rückblickend darf die Frage gestellt werden, warum der Vertrag 2023 angeblich zu diesen Bezügen verlängert worden ist. Die Situation war damals jedoch eine gänzlich andere.
Neuhaus zählte in der Saison 2022/23 zum Stammpersonal, absolvierte trotz einer Verletzung am Kreuzband 23 Bundesligaspiele (16 Startelfeinsätze) über 1410 Minuten. Um einen ablösefreien Transfer zu verhindern, forderte Borussia ein Bekenntnis von Neuhaus ein, der einen Kontrakt bis 2027 unterzeichnete, dafür zum Vizekapitän aufstieg und die Nummer 10 erhielt.
Seoane plante ihn zu Beginn auf der Doppelsechs neben Weigl ein, doch schon am ersten Spieltag gegen den FC Augsburg (4:4) entpuppte sich das spielstarke Duo als defizitär in der Arbeit gegen den Ball. Bis zum Derby gegen den 1. FC Köln (1:3) am achten Spieltag erhielt Neuhaus weitere Chancen, anschließend verlor er den Stammplatz an Reitz.
Gladbach hat die Neuhaus-Entscheidung vertagt
Bei allen Stärken mit dem Ball am Fuß bringt Neuhaus in der Rückwärtsbewegung zu wenig davon mit, was Seoane in seinem System braucht. Auch deshalb traf Borussia im Frühjahr 2024 die Entscheidung, Sander zu verpflichten. Mit Jens Castrop kommt zur Saison 2025/26 ein entwicklungsfähiger Spieler hinzu, der offensiv wie defensiv viele Akzente setzt und viel Tempo mitbringt.
Mit dem geplatzten Besiktas-Deal ist die Frage, was aus Neuhaus wird, lediglich vertagt worden. Bei aller Verbundenheit zu Borussia Mönchengladbach sind beide Seiten an einem Punkt angelangt, an dem ein klarer Schnitt im Sommer die sinnhafteste Lösung darstellt. Ein Wechsel im Februar erschien hingegen zu überstürzt, auch wenn sich das Risiko bei einem anderen Transfermodell und einem geringeren Verletzungspech in Grenzen gehalten hätte.