Wieder zweite Wahl: Neuhaus blickt in Gladbach der bitteren Realität ins Auge

Der 2:1-Erfolg von Borussia Mönchengladbach gegen Union Berlin verdeutlichte erneut, warum es Florian Neuhaus in der Fohlen-Elf schwer hat.

Mönchengladbach – Die Startelf von Borussia Mönchengladbach für das Auswärtsspiel gegen Union Berlin bot keine großen Überraschungen und sorgte im Fan-Umfeld trotzdem für Ärger.

Gladbach-Fans hatten auf Chance für Neuhaus gehofft

In den sozialen Netzwerken mehrten sich Stimmen, die die Nichtberücksichtigung von Florian Neuhaus kritisierten. Der Mittelfeldspieler stand in der Vorwoche gegen Eintracht Frankfurt aufgrund mehrerer Ausfälle in der Startformation und bot eine gute Leistung. Im Anschluss heimste Neuhaus ein Lob von Gerardo Seoane und Roland Virkus ein.

Das alleine genügte aber nicht, um in Berlin erneut von Beginn an zu spielen. Stattdessen kehrte Philipp Sander zurück auf die Doppelsechs neben Julian Weigl, genau wie Nico Elvedi, der anstelle von Marvin Friedrich in der Innenverteidigung spielte.

Der Umgang mit Neuhaus ist ein Reizthema bei Borussia, seit eineinhalb Jahren besteht Hoffnung auf einen Ausweg, der sich noch nicht abzeichnet. Rund um das Eintracht-Spiel kamen Gerüchte über einen Transfer zu Besiktas Istanbul auf, Borussia schlug die unzureichende Offerte jedoch aus.

Neuhaus gegen Union auf der Bank

Neuhaus bleibt bis zum Sommer in Mönchengladbach und wird höchstwahrscheinlich den Großteil des letzten Saisondrittels auf der Bank verbringen. An der Alten Försterei erfolgte nach 82 Minuten die Einwechslung für Robin Hack, das war zugleich sein dritter Einsatz im Jahr 2025.

Der 27-Jährige blickte beim Auswärtssieg gegen die Eisernen erneut der bitteren Realität ins Auge – genau wie diejenigen Fans, die auf eine neue Chance gehofft hatten.

„Philipp hat ein anderes Profil als Flo, er ist zweikampfstärker und hat etwas mehr Dynamik, was die Defensivarbeit angeht“, erklärte Seoane am Sky-Mikrofon vor dem Anstoß seine Entscheidung, Sander in die Startelf zu beordern.

Gegen die Eintracht sei Neuhaus wegen mehrerer Ausfälle alternativlos gewesen, im Regelfall ist der einstige Stammspieler nur ein Joker. „Das kann eine Möglichkeit während des Spiels sein“, sagte Seoane in Bezug auf eine Mittelfeldvariante mit Neuhaus, „aber von Anfang an sind wir zurück zu unserem normalen Setup gekehrt.“

Gladbach überzeugt auch ohne Neuhaus

Das Spiel gegen die Köpenicker hat aufgezeigt, warum sich Neuhaus in Gladbach in einer Sackgasse befindet. Seine fußballerischen Qualitäten sind unbestritten, Virkus betonte außerdem seine Fähigkeit, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Allerdings wird Neuhaus in Seoanes System schlichtweg nicht gebraucht. Weigl reift immer mehr zum Führungsspieler heran, Rocco Reitz ist der „Aggressive Leader“ der Fohlen-Elf und Sander ein etwas verhaltener, aber robuster und defensivstarker Abräumer.

Neuhaus findet im defensiven Mittelfeld keinen Platz, selbst Sommerneuzugang Jens Castrop dürfte in der Rangordnung vor ihm stehen, da der deutsche U21-Nationalspieler Tempo und Dynamik in beide Richtungen mitbringt.

Am vergangenen Donnerstag erläuterte Seoane, er sehe Neuhaus auf einer Zehnerposition, doch auch dort hat der Schweizer die Qual der Wahl. Kevin Stöger sammelte gegen Union viele Argumente für ein weiteres Startelfmandat, Alassane Pléa scharrt nach seiner Verletzung mit den Hufen und will zurück auf seine angestammte Position. Auch hier ist Neuhaus nur eine Option, wenn alle anderen Möglichkeiten wegbrechen.

Seoane kann es sich erlauben, auf Neuhaus zu verzichten

Dass Seoane im Regelfall auf Neuhaus verzichtet, mag im Fan-Umfeld strittig diskutiert werden. Die Resultate geben dem Schweizer jedoch recht. Ohne großes Zutun des ehemaligen deutschen Nationalspielers rangieren die Fohlen nach 22 Spieltagen mit 34 Punkten auf dem achten Tabellenplatz. Auf dem Papier existieren vier Möglichkeiten, um die überraschende Qualifikation für einen Europapokalwettbewerb zu meistern.

Solange die Mannschaft auf dem Platz überzeugt und regelmäßig punktet, gibt es keinen Grund, etwas an der grundsätzlichen Ausrichtung zu ändern. Somit gibt es auch keinen Grund, Seoane dazu zu zwingen, ein System zu entwickeln, in welchem Neuhaus seinen Platz findet.

In gewisser Weise hat unter Seoane ein weiterer Schritt in der Emanzipation von der „alten Borussia“ stattgefunden. Nach seinem Amtsantritt kehrte Lars Stindl zum Karlsruher SC zurück, während Jonas Hofmann zu Bayer Leverkusen wechselte. Selbst Nico Elvedi war vor seiner Vertragsverlängerung außen vor.

Im Laufe der vergangenen Saison kristallisierte sich heraus, dass Christoph Kramer und Neuhaus verzichtbar geworden waren. Erstgenannter verabschiedete sich im August 2024, während Neuhaus blieb und früh feststellen musste, dass er noch seltener zum Zug kommen sollte als 2023/24 (1229 Bundesliga-Minuten).

Packt Neuhaus im Sommer seine Koffer?

Mit Neuhaus, Elvedi, Pléa, Tobias Sippel und Stefan Lainer sind noch fünf Akteure im Kader, die die Champions-League-Reise 2020/21 angetreten haben. Zur Wahrheit gehört, dass einzig Pléa und Elvedi in Seoanes Konstrukt eine wichtige Rolle einnehmen.

Da bei Elvedi allerdings in nahezu jeder Transferperiode ein Wechsel im Raum steht und Pléa bis 2026 an Gladbach gebunden ist, wird es wohl nicht mehr lange dauern, ehe auch die letzten Bruchstücke des früheren Mannschaftskerns schwinden. Während Lainer schon im Winter auf einen Wechsel gehofft hat und im Sommer einen Schlussstrich ziehen dürfte, läuft Sippels Vertrag am 30. Juni aus.

Auch Neuhaus könnte am Saisonende die Segel streichen. Der Umbruch ist im vollen Gange, in der bevorstehenden Transferperiode wird der nächste Schritt erfolgen, der mit den Transfers von Castrop und Kevin Diks eingeläutet wurde. Bliebe Neuhaus, würde er ein weiteres Jahr auf der Bank verbringen – denn unter Seoane ist er nicht mehr als ein Reservist.

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