Der HSV hat zuletzt Federn gelassen und zweimal nur Unentschieden gespielt. Der Einstieg in die gewollte Aufstiegssaison verliert an Glanz. Trainer Daniel Thioune weiß das Leistungstief einzuordnen. Doch droht ein Verfall in alte Muster?
- Hamburger SV* ist seit zwei Spielen sieglos.
- HSV-Coach Daniel Thioune* bittet um Ruhe.
- Was bereitet den Hamburgern* Mut?
Hamburg – Der Hamburger SV ist nach sieben Spieltagen in Liga zwei weiterhin ungeschlagen und grüßt von der Tabellenspitze. Doch mussten die Hanseaten zuletzt zwei Rückschläge einstecken und konnten sowohl im Stadtderby gegen den FC Sankt Pauli* als auch im Nordduell bei Holstein Kiel* nur Remis spielen. Es stellt sich die Frage, ob dem HSV ein Déjà-vu bevorsteht.
Fußballspieler: | Daniel Thioune |
Geboren: | 21. Juli 1974 (Alter 46 Jahre), Georgsmarienhütte |
Größe: | 1,8 m |
Position: | Mittelfeld |
Bisherige Trainerstationen: | Hamburger SV (Fußballtrainer, seit 2020), VfL Osnabrück (Fußballtrainer, 2017–2020) |
Beitrittsdaten: | 2004 (Rot Weiss Ahlen), 2002 (VfB Lübeck), 1996 (VfL Osnabrück) |
Manager: | Hamburger SV |
Hamburger SV: Trainer Daniel Thioune will von Krise nichts wissen
Vorneweg: Dem HSV eine Krise einreden zu wollen, ist an dieser Stelle gänzlich unangebracht. Die Rothosen thronen nach wie vor auf dem Spitzenplatz in der 2. Fußball-Bundesliga, der Vorsprung auf Relegationsplatz drei beträgt komfortable fünf Punkte. Doch haben natürlich auch die Verantwortlichen des Hamburger SVs aufmerksam verfolgt und registriert, das zuletzt nicht alles dem eigenen Anspruch entsprechend ablief.
Vor allem der späte Ausgleich der Kieler „Störche“ im Flutlichtspiel am Montag, 9. November 2020, gibt den Entscheidungsträgern zu denken. HSV-Trainer Daniel Thioune will eine Debatte um fehlende Mentalität oder Moral aber gar nicht erst aufkommen lassen. „Jetzt die vergangene Spielzeit zu thematisieren, schiebe ich ganz weit weg“, heißt es vom 46-Jährigen. Damit spielt der ehemalige Coach vom VfL Osnabrück auf eine Duplizität der Ereignisse an. Denn auch in der vergangenen Saison fingen sich die Hamburger den Gegentreffer an der Kieler Förde in der Nachspielzeit* ein.
Hamburger SV zeigt Fehler der Vergangenheit – Wechsel gehen nicht auf
Damals wurden Übungsleiter Dieter Hecking* eklatante, taktische Fehler vorgeworfen. Letztendlich musste der 56-Jährige seine Sachen an der Elbe* packen, der anvisierte Bundesliga-Aufstieg wurde nicht zuletzt durch die deftige 1:5-Niederlage gegen Sandhausen* vergeigt. Auch Daniel Thioune muss sich eingestehen, dass nicht jeder seiner Schachzüge aufgegangen ist. Der HSV zeigte gegen Holstein Kiel zwar einen engagierten, dominanten Auftritt, bis auf die 1:0-Führung durch Verteidiger Moritz Heyer sprang aus dieser drückenden Überlegenheit aber kein Tor heraus.
Michael #Mutzel stellte sich heute in einer Medienrunde den Fragen der Journalisten Im Gespräch ging unser Sportdirektor unter anderem auf das gestrige Remis, das späte Gegentor und die Rückkehr von @ToniLeistner ein ➡ https://t.co/0izp1gdfcZ #nurderHSV #KSVHSV
— Hamburger SV (@HSV) November 10, 2020
Das kompakte Verteidigen der Kieler machte den HSV-Kicker sichtlich schwer zu schaffen, das Spiel der Hanseaten wurde zunehmend statischer. Genau dies war auch das große HSV-Problem in der Saison 2019/2020. Im Nordduell wartete Thioune in der Offensive mit Sonny Kittel* und Jeremy Dudziak anstelle von Manuel Wintzheimer und Aaron Hunt* auf. Die Intention hinter diesen personellen Wechseln: mehr Temp in das Spiel bringen. Doch: „Der Zug ist nicht aufgegangen“, gesteht sich der HSV-Trainer ein.
Hamburger SV wird an Schwere der Aufgabe erinnert – Bundesliga-Aufstieg in Gefahr?
Zudem müssen sich die Hamburger eine gewisse Passivität ankreiden lassen. Die bereits angesprochene Dominanz kann zumindest für die erste Halbzeit bilanziert werden. Nach dem Seitenwechsel ergab sich der HSV jedoch in Lethargie sondergleichen, Gegner Kiel bekam zwangsläufig mehr Räume geboten, um den eigenen Matchplan umzusetzen. Dies gelang zumindest bedingt, der späte Ausgleichtreffer der „Störche“ dient als Beleg hierfür.
Ein Schuss vorm Bug zur rechten Zeit? Auf jeden Fall eine Erinnerung daran, dass der Bundesliga-Aufstieg kein Selbstläufer wird. Oder um es mit HSV-Mittelfeldmann Khaled Narey zu sagen: „Jede Partie ist ein Finale*“. Dies sollten auch die Einwechselspieler der Hanseaten verinnerlicht haben. Ob David Kinsombi oder Josha Vagnoman – die Reserve-Kicker (zumindest in der jeweiligen Partie) fruchteten nicht, gegen den FC Sankt Pauli bzw. Holstein Kiel brachten sie dem Team nicht den erhofften Mehrwert.
Hamburger SV: Trainer Thioune bleibt gelassen – „können das gut einordnen“
Dies wirft auch bei Trainer Daniel Thioune einige Fragezeichen auf. Sein großer Trumpf, wenn nicht sogar der des gesamten Vereins: Im Vergleich zur (jüngeren) Vergangenheit erfolgt der Umgang mit Negativ-Erlebnissen aktuell deutlich unaufgeregter und sachlicher. „Wir können das gut einordnen“, merkt der HSV-Coach an. Der 46-Jährige lässt sich von den bloßen Zahlen nicht blenden oder gar irritieren und weiß, wie er die jüngsten beiden sieglosen Spiele zu bewerten hat.
Denn nach dem Rückstand gegen den FC Sankt Pauli konnte der Hamburger SV sich schnell wieder sammeln und zumindest noch durch Goalgetter Simon Terodde* den Ausgleich zum 2:2-Endstand erzielen. Mit dem Unentschieden gegen Holstein Kiel konnte ein Verfolger auf Distanz gehalten werden. Vor wenigen Monaten war dies gegen Heidenheim nicht gelungen*. Deshalb kann Thioune auch positives aus dem Punktgewinn gegen die „Störche“ ziehen: „Vielleicht ist dieser Punkt für uns nochmal viel Wert auf unserem Weg“. Ein Weg, den auch Stürmer Bobby Wood* mitgehen will – denn Aufgeben ist für ihn keine Option*. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.