Die Kaderbreite von Borussia Mönchengladbach war oft ein dominierendes Thema. In dieser Angelegenheit hat Gerardo Seoane einen neuen Joker.
Mönchengladbach – Der Jahresendspurt 2024 fühlt sich für Fans von Borussia Mönchengladbach deutlich entspannter an als in den Vorjahren.
Ruhiger November in Mönchengladbach
Mit 17 Punkten aus elf Bundesligaspielen hat Borussia nach einem Drittel der Saison so viele Zähler gesammelt wie letztmals 2020/21 unter Marco Rose. Unterdessen sind 14 Gegentore der Bestwert seit der Saison 2021/22 unter Adi Hütter, während Gerardo Seoane und die Seinen vor einem Jahr noch 23 Gegentreffer auf dem Konto hatten.
Ein Faktor für die gegenwärtig konstant spielende Fohlen-Elf ist eine Eigenschaft, die dem Kader zuvor gefehlt hat. Allen voran in den beiden vergangenen Spielzeiten war den Gladbachern ein Defizit attestiert worden: Es mangelte an Alternativen in der Breite.
Erst war die Breite ein Knackpunkt ...
Speziell 2022/23 unter Daniel Farke war der Konkurrenzkampf Fehlanzeige. Im Training war selten ein Feuer innerhalb der Mannschaft zu führen, einzig eine Auseinandersetzung zwischen Jonas Omlin und Marcus Thuram im April 2023 ließ eine kleine Flamme erscheinen.
Seinerzeit absolvierten neun Akteure mindestens 28 Bundesligaspiele, wobei Nico Elvedi mit 32 die meisten Einsätze absolvierte. Farke hatte einen klaren Mannschaftskern, der nur durch Verletzungen wie von Ko Itakura oder Julian Weigl sowie dem Verkauf von Yann Sommer in der Wintertransferperiode gesprengt wurde.
Auf der Bank nahmen Spieler wie Marvin Friedrich oder Luca Netz Platz, die unter Farke nur bei Ausfällen zum Zug kamen. Kapitän Lars Stindl war auf der Zehn alternativlos, weshalb Christoph Kramer zwischenzeitlich auf dieser Position aushalf. Und hinter Mittelstürmer Marcus Thuram stand lediglich Semir Telalovic zur Verfügung, der zuvor für die Zweitvertretung gespielt hatte.
... dann das Verletzungspech
In der Saison 2023/24 setzte Roland Virkus an diesem Punkt an. Mit Maximilian Wöber kam ein weiterer Abwehrspieler, Jordan und Tomáš Čvančara ersetzten den zu Inter Mailand abgewanderten Thuram, Robin Hack und Franck Honorat verstärkten die Flügel. Hinzu kam mit Rocco Reitz ein Leih-Rückkehrer, der den Durchbruch meisterte. Diesmal jedoch machte das Verletzungspech der Fohlen-Elf zu schaffen.
Torhüter und Kapitän Jonas Omlin verpasste 27 Spiele, Itakura fiel von Oktober 2023 bis Februar 2024 aus, Čvančara war regelmäßig ausgebremst worden und verbrachte nur 892 Minuten auf dem Spielfeld, weshalb mit Jordan - der selbst mit Verletzungen zu kämpfen hatte - oft nur ein Stürmer zur Verfügung stand. Hinzu kam, dass Kramer und Patrick Herrmann unter Seoane keine Rolle gespielt haben, während Grant-Leon Ranos und Shio Fukuda zwar als Sturm-Talente galten, aber keine Sofortverstärkungen darstellten.
Gladbach hat einen größeren Konkurrenzkampf
fussball.news stellte bereits in der Vorbereitung die Frage, ob die Neuzugänge Philipp Sander, Kevin Stöger und Tim Kleindienst dazu beitragen werden, dieses Problem zu lösen. Neben ihren fußballerischen Qualitäten bringt das Trio die Eigenschaft mit, selten verletzt zu sein.
Tatsächlich hat sich die Personalsituation, sofern es das Zwischenfazit erlaubt, verbessert. Gegenwärtig haben sechs Spieler alle elf Bundesligaspiele absolviert, darunter Kleindienst und Itakura, der augenscheinlich seine erste verletzungsfreie Hinrunde im Fohlen-Trikot erlebt. Stöger und Sander standen zehnmal auf dem Feld, genau wie Hack und Čvančara. Indes haben Moritz Nicolas und Honorat je acht Bundesligaspiele absolviert, während Friedrich und Nathan Ngoumou siebenmal auf dem Platz standen.
Auf den ersten Blick erinnert diese Auflistung an die Farke-Saison 2022/23, aber der Konkurrenzkampf ist größer. Einerseits hat sich Friedrich als ernstzunehmende Alternative zu Elvedi etabliert, während Fabio Chiarodia dahinter auf seine Chance lauert. Lukas Ullrich schwang in den vergangenen Wochen als Konkurrent von Netz auf, Reitz und Sander konkurrieren um den Platz neben Weigl, Pléa hat auf der Zehn Stöger und Florian Neuhaus in seinem Nacken.
Seoane hat eine neue Trumpfkarte
Da Stöger auch auf der linken Außenbahn spielen kann, Ngoumou als Backup für Honorat dient und Čvančara sowohl im Zentrum als auch auf dem rechten Flügel einsetzbar ist, hat Seoane fast die Qual der Wahl. Sind alle Spieler fit, kann der Schweizer viele Impulse setzen.
In der Startelf gibt es gegenwärtig keinen Anlass für Veränderungen, dafür ist das Gerüst zu stabil. Während einer Partie kann Borussia jedoch häufiger reagieren und mehr Qualität von der Bank bringen als zuvor. Das ist eine neue Trumpfkarte, auf die Seoane vertrauen kann, solange das Verletzungspech ausbleibt