Borussia Mönchengladbach hat gegen den FC Augsburg (0:3) einen schweren Rückschlag erlitten. Parallel dazu hat sich der Worst Case bewahrheitet.
Mönchengladbach – Der Tenor nach dem Abpfiff des Bundesligaspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Augsburg war einhellig.
Gladbach nach Augsburg-Pleite enttäuscht
„Wir sind alle enttäuscht, weil wir uns viel vorgenommen haben. Jeder hat gesehen, wir wollten den Dreier unbedingt holen und unsere Serie fortsetzen“, sagte Vizekapitän Julian Weigl nach dem Abpfiff in der Mixed Zone.
Borussia legte gegen Augsburg los wie die Feuerwehr, geriet nach 28 Minuten allerdings in Unterzahl und brach in der zweiten Halbzeit auseinander. Statt weiter so konsequent zu verteidigen wie vor der Pause, erlaubte Gladbach den Fuggerstädtern drei Tore.
„Wenn es uns erwischt, erwischt es uns immer heftig“, sagte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus über den Gladbacher Rückschlag. Dieser soll ein Ausrutscher bleiben: „Das müssen wir heute ausklammern, von den Dingen lernen und uns auf das Spiel in Heidenheim konzentrieren.“
Zu dem Lernprozess gehört dazu, die Erkenntnisse des Spiels zu verarbeiten. fussball.news, das Fußball-Portal von IPPEN.MEDIA, fasst drei Lehren aus dem Augsburg-Spiel zusammen.
Der Worst Case im Tor ist eingetreten
Zum einen ist der Worst Case im Gladbacher Tor eingetreten. Nach der Adduktorenverletzung von Moritz Nicolas wird Jonas Omlin vorerst gesperrt fehlen. Der Schweizer handelte sich bei seinem Startelfcomeback eine Rote Karte ein.
Nico Elvedi nahm die Schuld angesichts des missglückten Kurzpasses, der Omlin in das Duell mit Fredrik Jensen zwang, auf sich. Dennoch müssen sich die Fohlen nun der Sondersituation stellen.
Routinier Tobias Sippel rückte gegen den FCA zwischen die Pfosten, der 36-Jährige feierte nach fast zwei Jahren sein Bundesliga-Comeback. Angesichts der fehlenden Spielpraxis und der reduzierten Anteile im Mannschaftstraining ist von Sippel aber nicht mehr das Niveau zu erwarten, wie er es noch vor ein paar Jahren hatte. Er selbst brachte mit Maximilian Brüll, Maximilian Neutgens und Tiago Pereira Cardoso drei Alternativen aus dem Nachwuchs ins Spiel, die als Omlin-Vertreter einspringen können.
Die Negativentwicklung zwischen den Pfosten ist der vorläufige Höhepunkt der Gladbacher Pechsträhne. Flügelspieler Franck Honorat hat im Kalenderjahr 2025 noch kein Pflichtspiel absolviert, seit Februar fällt außerdem Rocco Reitz aus.
Nachdem Alassane Pléa kurzzeitig gefehlt hatte, ist Nicolas der dritte Langzeitverletzte und Omlin kommt nach seinen vielen Ausfällen in den vergangenen 18 Monaten nicht in Tritt. Die personelle Ausgangslage vor dem letzten Saisondrittel haben sich die Verantwortlichen anders vorgestellt.
Das Momentum ist nicht immer mit Borussia
Trotz der Serie von vier ungeschlagenen Bundesligaspielen warnte Gerardo Seoane die Seinen davor, den FC Augsburg zu unterschätzen. Es gebe keinen Grund, nachzulassen, dafür gehe es in der höchsten deutschen Spielklasse zu eng zu.
Was passiert, wenn man etwas nachlässt, hat Gladbach am Samstag am eigenen Leib erfahren. „Mit einem Mann mehr haben sie natürlich einen Vorteil, aber man kann die Dinge immer noch besser verteidigen“, kritisierte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus die Abwehrarbeit in der zweiten Halbzeit.
„Die beiden ersten Tore haben nichts mit Unterzahl zu tun. Das ist eine Ecke, die gespielt wird, in der es einen Pulk gibt, wo einer von uns hochspringt und der Ball unter allen durchgeht. Das war schwierig zu sehen für Tobi. Beim 0:1 verfolgen wir den Mann nicht, nehmen den tiefen Laufweg nicht auf“, ärgerte sich Virkus über die Gegentore.
Schon im Januar hatte Gladbach eine bittere Pille zu schlucken, als das Auswärtsspiel gegen den VfL Wolfsburg mit 1:5 verloren wurde. Das 0:3 gegen Augsburg war in Summe die sechste Niederlage mit mindestens drei Gegentreffern und einer der seltenen Tage, an denen nichts gelingen wollte.
Die Lehre, die Borussia daraus zieht, ist, dass das Momentum nicht immer auf ihrer Seite ist. Fünf der zehn Saisonsiege wurden mit einem Tor Vorsprung eingefahren, souveräne Arbeitstage erlebte Gladbach nur gegen den VfL Bochum (2:0, 3:0), Werder Bremen und Holstein Kiel (beide 4:1). Es spricht für die Mannschaft, auch enge Spiele zu gewinnen, aber auf das Matchglück allein darf sich der VfL nicht verlassen.
Neue Demut tut Gladbach gut
Die vergangenen Wochen haben im Fan-Umfeld Hoffnung auf eine Qualifikation für den Europapokal genährt. Das wäre eine große Überraschung, ist aber angesichts der durchwachsenen Ergebnisse der Konkurrenz keinesfalls unmöglich.
Für die Verantwortlichen und Spieler sind solche Gedankenspiele allerdings kein Thema. Virkus betonte zuletzt gebetsmühlenartig, das internationale Geschäft sei nur dann ein bewusstes Ziel, wenn vier Spieltage vor Schluss die Chance auf einen der begehrten Tabellenplätze bestehe.
Die auferlegte Pflicht ist ein Platz in der oberen Tabellenhälfte. Dieser ist die Basis, um sich in den kommenden Jahren zu steigern und dann forschere Ziele zu formulieren. Auf Rang neun ist Gladbach weiterhin im Soll, zumal der siebte Platz nur zwei Punkte entfernt ist.
Die neue Demut tut dem Verein nach drei komplizierten Jahren gut. Schon bei seiner Vorstellung im Juni 2023 hatte Seoane betont, der Europapokal dürfe vorerst kein Ziel sein. Das ist mittlerweile auf allen Ebenen angekommen und mindert den Druck auf die Verantwortlichen. Insgesamt steuert Gladbach auf ein versöhnliches Jahr zu, sofern das letzte Drittel genauso souverän gemeistert wird wie die bisherigen Aufgaben.